chronik

Die Ära Milošević

1986: Slobodan Milošević wird Chef der Kommunistischen Partei Serbiens.

1987: Im April erklärt Milošević im Kosovo vor Tausenden von aufgebrachten Serben: „Niemand hat das Recht, euch zu schlagen“ – ein Affront gegen die Kosovo-Albaner und ein Markstein in der Entwicklung zum Nationalisten.

1989: Milošević schafft das Autonomiestatut des Kosovo ab.

1990: Am 12. Dezember wird Milošević zum Präsidenten Serbiens gewählt.

1991: Am 25. Juni erklären Kroatien und Slowenien ihre Unabhängigkeit. Bis Dezember erobern serbische Separatisten und die jugoslawische Armee fast ein Drittel Kroatiens. 20.000 Menschen sterben, 400.000 fliehen. Die UNO verhängt wirtschaftliche Sanktionen über Serbien. Am 23. Dezember erkennt Deutschland als erstes westliches Land Kroatien offiziell an.

1992: Am 15. Januar erkennt die Europäische Gemeinschaft Slowenien und Kroatien an. Ende Februar sprechen sich bosnische Muslime und Kroaten in einer Volksabstimmung für die Unabhängigkeit Bosniens aus, die serbische Bevölkerung boykottiert das Referendum. Am 5. April wird die Unabhängigkeit Bosniens proklamiert. Die jugoslawische Armee belagert Sarajewo. Der Bosnienkrieg beginnt. Am 6. April erkennt die Europäische Gemeinschaft Bosnien-Herzegowina an. Wenig später beschließt die UNO ein Embargo gegen die Bundesrepublik Jugoslawien, die sich am 27. April aus Serbien und Montenegro gebildet hat.

1993: Friedensbemühungen für Bosnien scheitern. Es kommt zum Krieg zwischen Muslimen und Kroaten, die zuvor gemeinsam gegen die Serben gekämpft haben. Im November gibt die UNO bekannt, dass in den 19 Monaten seit Ausbruch des Kriegs 200.000 Menschen umgekommen sind.

1994: Am 18. März wird ein Abkommen zur Schaffung der muslimisch-kroatischen Föderation in Bosnien unterzeichnet.

1995: Nach Nato-Luftangriffen auf die bosnischen Serben wird am 21. November in Dayton ein Friedensabkommen für Bosnien geschlossen.

1996: Am 17. November finden Kommunalwahlen in Serbien statt. Die Opposition siegt in zahlreichen Städten. Die Annullierung der Ergebnisse führt zu einer drei Monate dauernden Protestbewegung. Milošević lenkt zwar ein, doch das Oppositionsbündnis Zajedno (Gemeinsam) zerbricht an internen Streitigkeiten.

1997: Am 15. Juli wird Milošević zum jugoslawischen Präsidenten gewählt.

1999: Am 24. März beginnt die Nato wegen des Belgrader Vorgehens im Kosovo mit Bombenangriffen auf Jugoslawien. Am 27. Mai wird Milošević vor dem UN-Tribunal in Den Haag wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Kosovo angeklagt. Am 10. Juni werden die Nato-Angriffe eingestellt, nachdem die Belgrader Truppen abgezogen sind. Die UN-Resolution 1244 des Sicherheitsrates sieht eine „substanzielle Autonomie“ für das Kosovo in der Bundesrepublik Jugoslawien vor. Das Gebiet kommt zunächst unter UN-Verwaltung.

2000: Am 24. September finden in Jugoslawien Präsidentschafts-, Parlaments- und Kommunalwahlen statt. Milošević weigert sich, den Sieg von Vojislav Koštunica anzuerkennen. Am 5. Oktober wird Milošević in einem friedlichen Volksaufstand gestürzt. Zwei Tage später legt Koštunica den Amtseid als neuer jugoslawischer Präsident ab.

2001: Am 1. April nimmt die serbische Polizei Milošević in seiner Villa in Belgrad fest. Der ehemalige Präsident soll sich vor einem jugoslawischen Gericht wegen Machtmissbrauchs und Korruption verantworten. Eine Auslieferung an das UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag ist nicht vorgesehen, wird jedoch vom Tribunal und von der Nato gefordert. AFP, Reuters, taz