Der Braut hat sich getraut

Erste standesamtliche Eheschließungen von Homosexuellen in den Niederlanden. Auch Kinder können sie nun adoptieren. Heiratstourismus soll aber vermieden werden

AMSTERDAM afp ■ „Ich erkläre euch hiermit für vereint durch den Bund der Ehe“: Mit diesen Worten gab Amsterdams Bürgermeister Job Cohen am Sonntag vier homosexuellen Paaren den Amtssegen; sie sind damit weltweit die ersten standesamtlich getrauten gleichgeschlechtlichen Eheleute. Ein lesbisches und drei schwule Paare gaben sich kurz nach Mitternacht im Rathaus der niederländischen Metropole Hand in Hand das Jawort. Seit Sonntag gilt in den Niederlanden ein Gesetz, das Homosexuellen die standesamtliche Eheschließung und die Adoption von niederländischen Kindern erlaubt.

Das im vergangenen Dezember mit großer Mehrheit vom Parlament verabschiedete Gesetz sieht für homosexuelle Ehepaare die gleichen Rechte und Pflichten vor wie für heterosexuelle. Die Eintragung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften bei den Gemeinden ist in den Niederlanden bereits seit 1998 möglich. Die Paare genossen seither die gleichen steuerlichen Vorteile wie heterosexuelle Ehepaare. Der Weg zum Standesamt war Schwulen und Lesben aber bislang ebenso verwehrt wie die Adoption von Kindern. Cohen hatte den Gesetzentwurf als Justizminister im vergangenen Jahr ins Parlament eingebracht.

In einem Jahr könnten 10.000 Schwule und Lesben in den Niederlanden mit einem gleichgeschlechtlichen Partner verheiratet sein, schätzen die Autoren einer Studie der Universität Leiden. Der Untersuchung zufolge ließen in den vergangenen drei Jahren bereits mehr als 6.300 homosexuelle Paare ihre Partnerschaft eintragen. Insgesamt gibt es in den Niederlanden etwa 400.000 Schwule und Lesben.

Die Standesämter in den Niederlanden stehen indes nur solchen Schwulen und Lesben offen, die Staatsbürger des Königreichs sind oder dauerhaft dort leben. Mit dieser Einschränkung habe der Gesetzgeber einem homosexuellen „Heiratstourismus“ in die Niederlande vorgreifen wollen, erläuterte Cohen.