Niemand sagt Missmanagement dazu

■ Brinkmann: Insolvenzverfahren eröffnet – keine direkten Entlassungen in Hamburg

Aufatmen unter den Brinkmann-MitarbeiterInnen in Hamburg: Obwohl die Filiale in Hamburg Othmarschen geschlossen wird, wird an der Elbe keinem der knapp 2000 Beschäftigten betriebsbedingt gekündigt. Auch bundesweit bleibt der Großteil der Technik-Kaufhauskette erhalten, wenngleich 348 Entlassungen ausgeprochen und zehn Häuser geschlossen werden sollen. Das erklärte gestern Insolvenzverwalter Burckhardt Reimer auf einer Pressekonferenz im Hamburger Stammhaus an der Spitaler Straße, die die 3.600 MitarbeiterInnen in den bundesweit 40 Filialen live per Internet-Übertragung verfolgen konnten. Reimer: „Die Konsolidierungsphase muss in sechs Monaten abschlossen sein.“

„In Hamburg wird es keine betriebsbedingten Kündigungen geben, selbst die Auszubildenden werden übernommen,“ verspricht Reimer. Die Beschäftigten aus Othmarschen würden im Stammhaus unterkommen, wo befristete Zeitverträge auslaufen. Am Morgen hatte ihn das Amtsgericht offiziell als Insolvenzverwalter eingesetzt. Nachdem die Gruppe im Besitz der BrinkmannerbInnen Ellen und Robert Meyer Anfang Februar wegen 300 Millionen Mark Verbindlichkeiten ihre Zahlungsunfähigkeit erklärt hatte, prüfte Reimers bislang nur als provisorischer Verwalter.

Auch wenn er bei seiner gestrigen Bestandsaufnahme das Wort „Missmanagement“ nicht in den Mund nimmt, kommt in Zwischentönen immer wieder Unverständnis über die bisherige Geschäftsführung zutage. So gebe es zwar formal eine Zentrale in Hamburg, doch habe das Konstrukt Brinkmann aus 46 Gesellschaften für 40 Filialen bestanden, die keinem echtem Controlling unterlegen waren. So machte das City-Haus-Hannover jährlich fünf bis sieben Millionen Mark Miese, doch niemand schlug Alarm. Nach Prüfung kam Reimer zu dem Ergebnis, dass 20 Kaufhäuser rentabel und weitere elf schnell wieder in die Gewinnzone zu bringen seien. Reimer: „Aber auch die, die sich sehr gut gerechnet haben, bedürfen großer Veränderungen.“

Zu diesem Zweck hat Reimer jetzt vom Familien-Clan die solvente „E. F. Brinkmann GmbH“ übernommen, die neue Holding-Strukturen im Technik-Konzern aufbauen soll. Denn die Gruppe sei nicht Opfer des „System Brinkmann – Service und Kundendienst“ geworden. Gefährlich waren die mangelnden Konzernstrukturen. Entweder gelänge es nun im normalen Insolvenzplanverfahren, den Meyers durch Aufstockung des Kapitals oder durch einen Partner Brinkmann auf die Beine zu bringen, oder der Konzern werde verkauft. Allein vier Finanzfonds hätten gegenüber einem der Hauptgläubiger, der Dresdner Bank, Interesse gezeigt, denn, so Reimer, „für alles, was sich rechnet, ist ein Käufer zu finden“.

Ulrich Meinecke von ver.di zeigt sich vor allem aus Hamburger Sicht erleichert, dass „es nicht schlimmer“ gekommen ist“, andererseits sei jeder verlorene Job einer zuviel – auch ein auslaufender Zeitvertrag. Kai von Appen