Es war einmal ...

Vor zwei Jahren lieferte sich Manchester United ein denkwürdiges Duell mit Bayern München. Heute treffen die beiden Teams erneut aufeinander

aus Manchester RONALD RENG

War da was? Doch, natürlich. Alex Ferguson erinnert sich: Da war einmal so ein Fußballspiel in Barcelona. Aber glaubt wirklich jemand, ihn würde das heute noch jucken? „Die Leute reden immer vom Champions-League-Finale 1999“, sagte der Trainer des englischen Fußball-Meisters Manchester United dieser Tage auf dem Trainingsgelände in Carrington. „Aber wir sind weitergegangen seitdem.“

Mag deshalb auch alle Welt vor dem Viertelfinal-Hinspiel in der Champions League zwischen United und Bayern München am heutigen Dienstag noch einmal daran denken, wie das war damals in Barcelona, als United gegen den FC Bayern in der Nachspielzeit aus einem 0:1 ein 2:1 machte – Alex Ferguson redete lieber über das vergangene Jahr, das Viertelfinale gegen Real Madrid. 2:3 verlor United das Rückspiel im Old Trafford Stadion nach einem 0:0 in Madrid. Das ist das Spiel, das ihn noch immer beschäftigt – und nicht das von 1999.

„Wir gingen Real zu früh an die Kehle“, sagt Ferguson, prompt wurden sie ausgekontert. „Mit ein bisschen mehr Geduld und Vorsicht hätten wir sie geschlagen.“ Immer und schnellstmöglich den Angriff zu suchen, war der Stil, der diese United-Elf 1999 berühmt machte. Seit der Erfahrung gegen Madrid will Ferguson diese so ansehnliche Gangart zumindest gegen große Gegner nicht mehr sehen. „Wir dürfen gegen Bayern nicht so aggressiv spielen, sonst werden wir unter ihren Kontern leiden.“

Tatsächlich offenbart United diese Saison kaum noch seinen romantischen „Auf-sie-drauf“-Fußball; ob das allerdings die neue taktische Cleverness ist oder schlichtweg eine neue Schwäche, sei dahingestellt. Uniteds Ergebnisse sind weiterhin überzeugend, sie führen die englische Meisterschaft mit 13 Punkten Vorsprung an. Doch wie viele Punkte davon haben sie mühsam zusammengeklaubt?

Es heißt, schlecht zu spielen und trotzdem zu gewinnen, sei ein Markenzeichen von Klasse, aber auf so ein Kompliment bildet sich keiner etwas ein bei United. „Es ist eine Tatsache, dass wir bislang – vor allem auswärts in der Champions League – nicht das Niveau hatten, um den Europacup zu gewinnen“, sagt Ferguson. „Ich glaube, wir haben seit dem Finalsieg 1999 in Europa überhaupt kein gutes Auswärtsspiel mehr gemacht“, fügt Verteidiger Jaap Stam an.

In diesem Spieljahr gewannen sie auf sechs Reisen nur ein Mal, 2:0 bei Sturm Graz, und verloren in Eindhoven und Anderlecht. Vor einem Monat beim 1:1 in Athen gegen Panathinaikos, vermutlich Uniteds armseligste Vorstellung, wollte Ferguson nur Torhüter Fabien Barthez, Mannschaftskapitän Roy Keane sowie Phil Neville und Paul Scholes ausnehmen, „die anderen verdienen alle ein ‚Sitzengeblieben‘ im Zeugnis“.

Bis auf zwei Positionen ist es noch immer dieselbe Elf wie 1999, und da die einzigen Personalwechsel, Fabien Barthez für Peter Schmeichel im Tor und Wes Brown für Ronnie Johnsen in der Innenverteidigung, United auf jeden Fall gestärkt haben, sollte es eigentlich keinen Grund geben, warum diese Elf nicht wieder so berauschend wie vor zwei Jahren spielen kann.

„In großen Spielen gegen große Gegner spielen wir besser“, behauptete Ferguson. Nach dieser Logik wird es nach acht Monaten und 46 Spielen heute endlich ernst. Aufgeregt wirkt Alex Ferguson deswegen noch lange nicht. Man kenne den FC Bayern doch, sagt er. Und man hat ihn in bester Erinnerung.