die stimme der kritik
: Betr.: Deutsche Autowelten

Intelligenter rasen, noch cleverer parken

Autofahrer haben es in der Autorepublik Deutschland auch unter Autokanzler Schröder wahrlich nicht leicht. Der Spritpreis liegt immer noch über null, und die igitte Ökosteuer schlägt mit einem vollen Pfennig alle 20 gefahrene Kilometer Schneisen der Verwüstung ins Budget. Und nirgendwo hat man mal eine Autobahn für sich allein. Aber es gibt Lichtblicke.

Etwa in Wuppertal. Dort war ein eiliger Mensch („Verkehrssünder“) geblitzt worden, als er sich den vollen Pfennig Ökosteuerknebel schneller als üblich erbrausen wollte. 19 Stundenkilometer über Soll, 75 Mark. Ein Schock. Der Eilige legte noch eiliger eine umfängliche Aufstellung seiner maroden finanziellen Verhältnisse vor samt eilfertiger Entschuldigung. Das rührte den Polizeipräsidenten, und er senkte das Bußgeld auf 30 Mark. „Ein Herz für arme Raser“, meldeten die Agenturen. Soziale Konsequenz: Wer den Offenbarungseid geleistet hat, darf fortan sausen, wie er will. Ja, deutsche Freiheit.

Darauf dürfen wir stolz sein. Auch auf das lebensnahe Verwaltungsgericht Hamburg. Es hat einem Autofahrer Recht gegeben, der zwar unbestritten rücksichtslos geparkt, dafür aber seine Handynummer an der Windschutzscheibe angebracht hatte; die möge der Herr Schutzmann statt des Abschleppservice anrufen, er, der Lenker, sei dann „in zwei Minuten am Fahrzeug“. Gut gemacht, jubelte das Gericht, so sei die Störung schneller zu beseitigen als durch einen Abschleppwagen. Das ist weise Freiheitskompensation: Wer ein Handy hat, darf es zwar gemeinerweise nicht mehr beim Fahren benutzen, aber er kann freiheitsliebend zuparken, was und wen er will. Zwar bleibt das Knöllchen, aber Kosten und Nervereien der Abschleppaktion entfallen.

Schließlich der arme Mann in der Eifel, der leibhaftige Kratzspuren am Hochglanz seines rollenden Gefährten entdeckt hatte. Umgehend machte er heruntergepurzelte Eisklümpchen vom Rotorblatt der nahen Windenergieanlage als Übeltäter aus und wandte sich an seinen besten Freund, den ADAC. Der übernimmt jetzt die Anwalts- und Gutachterkosten. Von wegen sanfte Energie: Lebensgefährlich ist das.

Weg mit dem Windquatsch, der ja auch noch die gut sortierte Ästhetik deutscher Auen unter den Stromleitungswäldern stört. Hat man je gehört, dass AKWs Kratzspuren an Autos verursachen? Dass Braunkohlekraftwerke Parkplätze blockieren? Also.

BERND MÜLLENDER