Du sollst keine andere Währung haben neben mir

Der Euro ist schon da. Nur noch das Bargeld kommt. Bloß hat das noch keiner begriffen. Aber alle sollen das neue Geld lieben. Ab heute touren Regierung und EU mit Infobuden über Marktplätze

BERLIN taz ■ Die Deutschen sollten sich über den Euro freuen statt zu jammern. Das will Bundesfinanzminister Hans Eichel in den verbleibenden 272 Tagen bis zur Bargeldeinführung den Bundesbürgern nahe bringen.

Derselben Meinung ist der Eurobeauftragte des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands, Reinhard Rickes. Im taz-Interview sagte er: „Der Euro muss geliebt werden.“ Dass derzeit nur jeder Vierte ihn befürwortet, führt die Regierung auf mangelnde Sachkenntnisse zurück: Weniger als die Hälfte der EU-Bürger fühlt sich ausreichend informiert. Doch das soll sich jetzt ändern: Gestern startete in Berlin eine Infotour, die durch hundert deutsche Städte führt. Banken und Bundesregierung sollen „in Fußgängerzonen und auf Markplätzen“ Auskunft geben.

Bisher hat nur jedes zehnte Unternehmen seine Mitarbeiter auf die Euroumstellung vorbereitet. „Das stimmt mich bedenklich“, sagte die Vorsitzende des Währungsausschusses im Europaparlament, Christa Randzio-Plath, gestern in Berlin. Die Buchhaltung und die Umrechnung müssten einfach sitzen. „Bis jetzt kennt aber nicht einmal jeder Fünfte den Umrechnungskurs.“ Viele Menschen wüssten immer noch nicht, dass der Euro längst „da ist“, dass die Wechselkurse innerhalb der Euroländer schon festgelegt seien und dass im Januar lediglich das Eurobargeld eingeführt werde. Der Euro sei „Europa zum Anfassen“, identitätsstiftend: „Was den Amerikanern der Greenback bedeutet, das sollte für uns der Euro sein“, hofft Randzio-Plath.

Die Info-Truppe in den Fußgängerzonen soll neben praktischen Tipps auch noch einmal die Vorteile des Euros hervorheben: Durch die Einführung des Euros spart die deutsche Volkswirtschaft 40 Milliarden Mark pro Jahr, weil Umtauschkosten wegfallen. Und die neue Währung sei stabiler, so Eichel: Hinter ihr stehe die Wirtschaftskraft von 12 Ländern, daher könne gegen den Euro nicht so spekuliert werden wie gegen die D-Mark. „Asien wäre froh über so eine gemeinsame Währung.“

Wenn die Infobude am 17. Dezember in Köln ihre letzte Station erreicht, wird in den Banken der Bargeldumtausch beginnen. Bis zum 28. Februar 2002 sollen dann möglichst alle Scheine und Münzen der alten Währung in Euro gewechselt sein. Wer später noch Bargeld eintauschen möchte, braucht trotzdem nicht in Panik zu geraten: Die Landeszentralbanken nehmen bis zum 31. Dezember 2031 D-Mark an, die Bundesbank unbegrenzt. KK

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