Verdacht ganz hart

MKS-Panik wächst: In Nordrhein-Westfalen werden 100 Ferkel getötet. In Hessen sehen Schafe krank aus. Briten haben Virus viel zu spät erkannt

BERLIN/LONDON taz/ap/dpa ■ Die Maul- und Klauenseuche (MKS) hat möglicherweise Deutschland erreicht. Wegen des dringenden Verdachts auf den Ausbruch der hoch ansteckenden Viruskrankheit wurden gestern in der Ortschaft Horstmar-Haltern im Münsterland 100 Ferkel getötet. Rund um den betroffenen Bauernhof wurde ein Sperrbezirk von zehn Kilometern eingerichtet. Blutproben der getöteten Ferkel wurden an die Bundesforschungsanstalt für Viruskrankheiten der Tiere in Tübingen geschickt. Erste Ergebnisse wurden frühestens heute erwartet.

Nordrhein-Westfalens Landwirtschaftsministerin Bärbel Höhn betonte, wenn sich der Verdacht bestätige, dann sei die Seuche im schlimmstmöglichen Gebiet ausgebrochen. Denn die Region im Münsterland gilt als „Fleischgürtel“ Nordrhein-Westfalens. Nach jüngsten Zahlen des Statistischen Landesamtes gibt es allein im betroffenen Kreis Steinfurt mehr als 150.000 Rinder und fast 900.000 Schweine.

Auch in Hessen wurden gestern erstmals in einer Gärtnerei zehn Schafe erfasst, die sehr deutliche MKS-Symptome aufwiesen. Ihre Blutproben wurden ebenfalls nach Tübingen verfrachtet, Ergebnisse soll es heute geben, ein Sperrbezirk von drei Kilometern im Radius wurde errichtet.

In Großbritannien soll die MKS bereits zwei Monate vor der offiziellen Bestätigung des Ausbruchs Mitte Februar grassiert haben. The Independent berief sich gestern auf den Viehtransporteur David Owen. Es müsse befürchtet werden, dass die Erkrankung unter Schafen inzwischen allgemein verbreitet sei.

Owen stützt seine Annahme darauf, dass am 31. Januar MKS-Antikörper in Schafen gefunden wurden, die von Wales nach Frankreich exportiert wurden. Sie kamen weder in Frankreich noch in den MKS-befallenen Regionen Großbritanniens mit anderen Tieren in Kontakt. Sie müssten sich daher „lange vor dem 31. Januar“ infiziert haben. Owen habe auch das Agrarministerium informiert. Nach seiner Ansicht wird die Regierungsversion hinfällig, nach der der Ausbruch auf die Verwendung infizierten Fleisches in einem China-Restaurant zurückzuführen sei.

Weil sie Wasser verseuchen könnten, müssen Kadaver von fast 900 Rindern und Schafen in Großbritannien wieder ausgegraben werden. Die Umweltagentur hatte vor der möglichen Verseuchung eines Brunnens gewarnt, von dem Farmen in der nordostenglischen Grafschaft Durham versorgt werden. Bis gestern wurden in Großbritannien 953 MKS-Fälle registriert.