■ Moneta
: BSE an der Börse

Hatte die Gier nun, lange bevor die armseligen Kälber diese Chance wahrnehmen konnten, die Gehirne der MarktteilnehmerInnen so durchlöchert, dass sie die simpelsten Gesetze des Kapitalmarktes nicht mehr zu verstehen vermochten? Oder lässt sich das Abschlachten der Aktien auf ganz breiter Front doch anders erklären? Ich meine ja.

Denn das, was sich zurzeit an den High-Tech-Börsen abspielt, ist nicht, wie die selbsternannten Crashgurus uns seit sechs Jahren weismachen wollen, das Ende eines grandiosen „Bullenmarktes“, sondern mit hoher Wahrscheinlichkeit nur ein – wenn auch brutaler – „Shake out“ von luftgefüllten Firmen, die von skrupellosen Emissionsbanken nahezu ungeprüft in den Markt gedrückt wurden. Nun schüttelt er aus, was nicht niet- und sattelfest ist, bevor er sich zu neuen Höhen erheben kann. Getragen vom größten Konjunkturboom, den die Geschichte je erlebt hat – freilich mit einer kleinen Delle.

Noch nie zuvor gab es – vor allem in den USA – so viele Mittvierziger, noch dazu gutverdienende, wie in den letzten Jahren. Den Höhepunkt dieser kaufpotenten Babyboomer werden wir erst im Jahr 2009 erleben (so BSE nicht schneller ist). Und wenn die Indizes, wie seit gut 90 Jahren, weiterhin parallel zur demographischen Entwicklung verlaufen, dann wird sich diese Kursschlachtbank im Rückblick als eine der besten Kaufgelegenheiten in der Börsengeschichte erweisen.

Per Mausklick werden wir den Öko-Burger zu unseren Liegestühlen ordern, während unser rechnergesteuerter Kühlschrank die Bestellungen für die nächste Woche organisiert und der Dow Jones gemütlich die 30.000 Punkte-Marke knackt. Der Markt hatte das erkannt. Er war nur ein wenig zu voreilig.

Kopflos wirken viele, durchlöchert oder nicht. Ach, lieber Kostolany, lass mich Dich noch einmal zitieren – denn wer sonst könnte die Wunden der AnlegerInnen so liebevoll verarzten? „Das Geld wird an der Börse nicht mit dem Kopf verdient. Sondern mit dem Sitzfleisch!“

In diesem Sinne, Kopf hoch!

Susanne Kazemieh