„Topographie“ wankt

Regierungsfraktionen wollen neuen Bericht, wie der 76-Millionen-Mark-Kompromiss für Gedenkstätte machbar wäre – auch ohne den Architekten

von PHILIPP GESSLER

Das Elend um die „Topographie des Terrors“ geht weiter. Schon vor einer für gestern Abend geplanten Sitzung des Hauptausschusses kündigten die beiden Haushaltsexperten von CDU und SPD unabhängig voneinander an, dass beide Fraktionen einem Weiterbau der Gedenkstätte bei einer Kostenbegrenzung von 76 Millionen Mark zunächst nicht zustimmen werden.

Hella Dunger-Löper (SPD) erklärte dies mit erneuten Aussagen des Architekten Peter Zumthor, der Bau sei mit dieser Summe nach seinem Entwurf nicht zu errichten. Bausenator Peter Strieder (SPD) hatte vergangene Woche im Senat als Vorlage seiner Verwaltung eine Arbeitsgruppen-Expertise vorgestellt und billigen lassen, nach der die „Topographie“ für 76 Millionen Mark zu bauen wäre. Der Hauptausschuss aber will sich mit dieser Vorlage Dunger-Löper zufolge nicht zufrieden geben.

Stattdessen fordert das Koalitionsgremium nun einen neuen Bericht von der Bauverwaltung, sagte die SPD-Haushaltsexpertin. In ihm müsse „umfassend“ geprüft werden, ob die Kostensumme von 76 Millionen Mark tatsächlich zu halten sei. Außerdem solle darin erläutert werden, ob und unter welchen Bedingungen genau eine Errichtung des Zumthor-Stabwerkbaus ohne Zustimmung des Architekten möglich wäre. Gerade bei der jetzigen Finanzlage der Koalition brauche man „belastbare Unterlagen“, sagte Dunger-Löper. Der CDU-Haushaltsexperte Alexander Kaczmarek bekräftigte seine Ansicht, dass die 76 Millionen Mark nicht die wirklichen Endkosten sein würden: „Das ist keine seriöse Zahl.“

Damit ist die Zukunft der „Topographie“, trotz der Einigung Strieders mit Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin (SPD) Ende März auf eine Kostenteilung bei einer Bausumme von 76 Millionen Mark, wieder offen. Zumthor drohte gestern indirekt mit einer Urheberrechtsklage, wenn es bei dieser Investitionssumme bleibe. Er erklärte zudem, die Expertengruppe der Bauverwaltung und seines Büros sei beim Versuch der Kostensenkung nur auf rund 85 Millionen Mark gekommen.

In der Bauverwaltung wurde versucht, diesen Widerspruch mit der Erklärung aufzulösen, dass Zumthor nur einer Kostensenkung auf 83 Millionen Mark zugestimmt habe. Danach habe man mit Mitarbeitern seines Büros eine weitere Kostenreduzierung auf 76 Millionen durchgerechnet, die der Architekt dann aber nicht mehr akzeptiert habe. Auch in einem Brief an Zumthor versuchte Strieder noch einmal, den Architekten zu einer Revision seiner Position zu bewegen. Der Bausenator appelliert darin an Zumthor, diese wichtige Gedenkstätte nicht an den von ihm eingeforderten baulichen Details scheitern zu lassen.