Spottbillige Hilfskräfte

■ Seit 1992 bekommen die studentischen Helferlein an der Bremer Uni genau 14,88 Mark pro Stunde /Hochschüler arbeiten für noch weniger / Jetzt soll ein Tarifvertrag her

Atbewährtes ist nicht immer gut: Bei der Entlohnung von Hilfskräften zum Beipiel könnte sich ruhig einmal wieder etwas tun, findet der Uni-AStA. Immerhin schon seit 1992 bekommen studentische Hilfskräfte an der Uni 14,88 Mark pro Arbeitsstunde. Noch schlimmer sieht es an der Hochschule aus: Dort schuften Studis für schlappe 10,36 Mark an Instituten, in der Bibliothek und der Verwaltung.

Damit soll jetzt Schluss sein: Das AStA-Referat für Hochschul- und Sozialpolitik kämpft für einen Landes-Tarifvertrag, der – neben Weihnachtsgeld – eine Mindest-stundenvergütung von 18,62 Mark festlegen soll. Grundlage für diese Forderung ist das allgemeine Lohnniveau, das im selben Zeitraum „um 25 Prozent gestiegen“ sei. Und damit die nächste Erhöhung nicht wieder neun Jahre auf sich warten lässt, fordert der AStA für die Zukunft kontinuierliche Anpassungen. Unterstützung für ihre Forderungen finden die Studierendenvertreter beim Uni-Personalrat.

Unterdessen haben am 28. März Tarifverhandlungen auf Bundesebene begonnen. GEW und ver.di wollen mit der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) einen Vertrag für Beschäftigte im Hochschuldienst erwirken. Neben den Hilfskräften geht es auch um Lehrbeauftragte – die werden besonders im musisch-künstlerischen Bereich stiefmütterlich behandelt. Eine solche Initiative gab es zuletzt 1996. Doch damals scheiterten die Pläne kurz vor Vertragsunterzeichnung am Widerspruch Bremens und Bayerns. Die TdL sprach lediglich eine Empfehlung von maximal 15,68 Mark pro Stunde aus. Immerhin diese 80 Pfennig mehr werden seither in Städten wie Hamburg und Hannover gezahlt. Dagegen herrschen in der Hauptstadt paradiesische Zustände: Per Arbeitskampf erwirkten die Berliner einen Tarifvertrag, der den Studenten eine Bezahlung zwischen 19,52 und 21,09 Mark garantiert. Auch in Frankfurt gibt's mehr Geld – dort kommt zum Stundenlohn von 16,33 sogar noch ein Weihnachtsbonus hinzu.

Die Bundesverhandlungen können sich noch bis Ende des Jahres hinziehen. So lange will der Bremer AStA nicht warten. Erste Protestaktionen sind geplant. Im Sommersemester könnte es sogar zum Arbeits-kampf kommen, denn eine Einigung scheint vorerst nicht in Sicht. Das Argument des Rektorats, eine höhere Vergütung bedeute unweigerlich eine Kürzung der Stunden, sieht der AStA gelassen. „Das ist real völliger Quatsch“, meint Nils Stegemann vom Vorstand, „ohne studentische Hilfskräfte würde überhaupt nichts funktioneren“. Deshalb hält er einen Warnstreik für das effektivste Mittel.

Bildungssenator Willi Lemke (SPD) allerdings ist gegen einen Tarifvertrag. Dafür seien regelmäßige Arbeitszeiten erforderlich, die bei studentischen Hilfskräften nicht gegeben sein könnten: Die Arbeit soll eben nicht nur neben dem Studium, sondern auch ohne Beeinträchtigung desselben geleistet werden. Nach Auskunft von Sprecher Rainer Gausepohl orientiere man sich bereits an der TdL-Vorgabe. Momentan werde geprüft, wie andere Bundesländern vergüten. Danach gibt es vielleicht eine Erhöhung. Gausepohl kann sich jedoch „schwerlich vorstellen“, dass die Hilfskräfte mehr als 15,68 Mark bekommen werden. Dagmar Bertram