Grüne Diven zu Tisch

Künast und Höhn treffen sich heute. MKS-Prävention legt hessische Sperrbezirke lahm. Verdacht nicht bestätigt. EP setzt sich für Impfschutz ein

BERLIN/STRASSBURG taz/dpa/rtr ■ Die Schutzmaßnahmen gegen die Maul- und Klauenseuche (MKS) haben in den beiden hessischen Sperrbezirken auch gestern das öffentliche Leben teilweise lahm gelegt. Die Schulen blieben geschlossen, Bewohner der betroffenen Gebiete bei Gießen durften ihre Dörfer weiter nur durch Desinfektionsschleusen verlassen. Nachdem erste MKS-Tests von erkrankten Schafen negativ ausfielen, werden Ergebnisse der abschließenden Tests Ende der Woche erwartet.

Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) setzte sich für vorbeugende Massenimpfungen ein. Er forderte Künast auf, bei der EU eine Änderung der bisherigen Impfpolitik durchzusetzen. „Die Impfpraxis, wie sie bis 1991 bestand, muss wieder ermöglicht werden. Mit dieser Praxis ist die Seuche seinerzeit erfolgreich ausgerottet worden“, erklärte Koch.

In Straßburg hat auch das Europaparlament die EU-Kommission aufgefordert, die ablehnende Haltung gegenüber MKS-Impfungen „unverzüglich“ zu überdenken. Die gegenwärtige Politik führe zur Massenvernichtung gesunder Tiere, was „eine schwere Beeinträchtigung des Tierschutzes“ sei, stellte das EP in einer Entschließung fest. Eine Impfung kann die Verbreitung der MKS zwar begrenzen, einen sicheren Stopp bietet sie jedoch nicht. Sogar geimpfte Tiere können das Virus aufnehmen und weitergeben. Allerdings erkranken sie nicht daran. „Es dauert zwei Tage, bis die Immunantwort der geimpften Tiere anläuft, und in der Zeit kann sich das Virus vermehren“, sagte Professor Roland Zell von der Uni Jena.

Bundesinnenminister Otto Schily kritisierte die grüne NRW-Agrarministerin Bärbel Höhn wegen ihrer MKS-Äußerungen. Höhn solle „ihre Hausaufgaben machen“, sagte Schily und wies ihre Kritik an angeblich unzureichenden Kontrollen des BGS an der deutsch-niederländischen Grenze zurück.

Bereits am Mittwoch hatte Verbraucherministerin Renate Künast ihre Parteikollegin Höhn wegen unzureichender Absperrmaßnahmen beim MKS-Verdachtsfall im Kreis Steinfurt angegriffen und ihr Panikmache vorgeworfen. Höhn wies dies zurück. Die beiden grünen Ministerinnen wollen sich heute zum klärenden Gespräch über ihre Differenzen bei der Bewältigung der MKS-Krise treffen. An der Zusammenkunft würden auch die Bundesvorsitzenden der Grünen Fritz Kuhn und Claudia Roth teilnehmen, teilte der Bundesvorstand mit. Höhn sagte im WDR, es sei nicht dienlich, sich in der Öffentlichkeit gegenseitig Versäumnisse vorzuwerfen. Künast will mit Höhn jetzt wieder eine „starke Achse“ bilden.