Stigma nehmen

■ Kongress zu neuen Behandlungen für psychische Krankheiten in Lübeck

Psychische Erkrankungen sind auf dem Weg, Volkskrankheiten zu werden. Um so wichtiger ist es nach Ansicht der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN), diesen Krankheiten das Stigma zu nehmen und über Behandlungsmöglichkeiten zu informieren. Die stehen im Mittelpunkt eines Psychotherapiekongresses gestern und heute in Lübeck.

Rund 500 ÄrztInnen, TherapeutInnen, PsychologInnen und SozialarbeiterInnen aus dem In- und Ausland informieren sich über neue Behandlungsansätze für psychiatrische Erkrankungen wie Schizophrenie, Zwangsstörungen, Suchterkrankungen oder Sexualstörungen. „Es gibt keine bahnbrechenden neuen Therapien; aber es gibt für viele psychische Erkrankungen Therapien, deren Wirksamkeit inzwischen wissenschaftlich nachgewiesen ist“, sagte der Präsident der DGPPN, der Augsburger Psychiater Max Schmauß.

Als Beispiel nennt er die Schizophrenie: „Etwa 800 000 Menschen in der Bundesrepublik leiden an Schizophrenie und werden oft schon mit 30 arbeitsunfähig. Mit einer Therapie dagegen könnten sie ein weitgehend normales Leben führen, wie beispielsweise ein Diabetiker bei entsprechender Behandlung.“ Auch Depressionen, Alkoholsucht und gerontopsychiat-rische Erkrankungen – wie Alzheimer – gehören zu den weit verbreiteten psychischen Erkrankungen.

Zur Psychotherapie gehöre neben dem Gespräch auch die Behandlung mit Medikamenten und die Sozialtherapie, sagt Schmauß. Da aber das Gespräch besonders wichtig sei, werde eine bessere Honorierung der „sprechenden Medizin“ gefordert. lno/taz