Genossin Abrissbirne

Baugenossenschaft will Häuser in Blankenese gegen den Willen zahlreicher MieterInnen abreißen und neu bauen lassen  ■ Von Peter Ahrens

Die Häuser an der Blankeneser Bargfredestraße mit den Hausnummern 4 und 6 sind nicht neu. Aber baufällig auch nicht. Trotzdem will sie die Baugenossenschaft Deutsches Heim-Union DHU, der die Häuser gehören, abreißen und an ihrer Stelle neu bauen. Mit der Begründung, die Wohnungen seien für heutige Verhältnisse zu klein, um sie noch vermieten zu können. Knapp die Hälfte der MieterInnen wollen ihre alten Wohnungen aber überhaupt nicht verlassen. Der Ortsausschuss entscheidet am kommenden Dienstag über den Bauantrag der DHU.

„Die Ängste und Nöte gerade der älteren MieterInnen werden hier überhaupt nicht ernst genommen“, sagt Gesche Fink, Mieterin und Mitglied der Initiative, die strikt gegen einen Abriss sind. Es gibt einzelne MieterInnen, die seit dem Bau der Häuser im Jahr 1954 an der Bargfredestraße wohnen. Dass die sich schwer tun, sich im Alter noch einmal umzupflanzen, werde von der Genossenschaft nicht berücksichtigt. Das Angebot der DHU, alle MieterInnen könnten später wieder in die neuen Wohnungen einziehen, hält Fink für unrealis-tisch: „Die Wohnungen sind dann größer und natürlich teurer als vorher. Das kann sich mancher gar nicht mehr erlauben.“

Tatsächlich gibt es in den Wohnblocks noch zahlreiche Ein-Zimmer-Wohnungen mit Größen zwischen 20 und 27 Quadratmetern, die besonders von Studierenden und älteren Menschen wegen ihres niedrigen Preises angemietet wurden. Die DHU hat aber als ihr künftiges Klientel vor allem junge Familien im Auge. „Wir wollen niemanden vertreiben, aber verspüren natürlich den Druck von Familien unter unseren 5600 Mitgliedern, die uns drängen, für sie Wohnraum zu schaffen“, sagt Joachim Haselhoff von der DHU. Zudem sei die Fluktuation bei den kleinen Wohnungen enorm: „Das geht zu wie im Taubenschlag, das ist so eine Art Studentenwohnheim geworden, für Blankenese ganz unpassend.“ Der Schnitt der alten Wohnungen sei „nicht mehr marktgerecht“, es werden aber auch nach dem Neubau „keine Luxuswohnungen“ sein.

Aus Finks Sicht ist ein Abriss vollkommen unnötig. Die Wohnungen wurden in den 80er Jahren komplett renoviert und neu ausgestattet. „Meine Wohnung zum Beispiel hat überhaupt keine Mängel“, sagt sie. Warum sie sie verlassen soll, kann sie nicht nachvollziehen.

So deutlich wie Fink positionieren sich nicht alle, die dort wohnen. Die gut 30 Mietparteien sind gespalten. Während einige ihren Widerstand gegen die Neubaupläne mittlerweile aufgegeben haben, sind es nach Angaben des Vereins Mieter helfen Mietern immer noch 15 Parteien, die sich weigern, auszuziehen. Was sie vor allem ärgert, ist das Vorgehen der DHU. Die hat den MieterInnen Einzelgespräche angeboten, was diese abgelehnt haben. Gleichzeitig hat die DHU Briefe an die Blankeneser PolitikerInnen geschrieben, um für ihr Projekt zu werben. Fink sagt: „Diese Genossenschaft hat leider überhaupt keine demokratischen Strukturen.“