Wie kommt das Gras aufs Dach?

■ Mit Dachäckern gegen „Herdplatteneffekt“ und grimmige Kälte

Die Idee, Dächer in blühende Landschaften zu verwandeln, ist uralt. Am prominentesten sind wohl die sagen-umwobenen Hängenden Gärten von Babylon. Wer heute eine Dachbegrünung plant, denkt dabei jedoch weniger an ein achtes Weltwunder, sondern an eine Reihe praktischer Vorteile, die diese ökologische Variante des Dachs mit sich bringt. Mit einer Vegetationsschicht lässt sich im Hochsommer der „Herdplatteneffekt“ auf Dächern um bis zu 30 Grad vermindern, im Winter isoliert sie gegen die Kälte. Natürlich hängt die Wirkung davon ab, ob das Dach mit einer dünnen Grasschicht oder mit Stauden und Gehölzen bepflanzt wurde. Der Fachmann unterscheidet hier zwischen einer pflegeleichten extensiven Begrünung oder der aufwändigeren, intensiven Variante. Dachäcker schaffen angesichts zubetonierter Stadtlandschaften nicht nur Lebensraum für Fauna und Flora, sondern sie tragen auch zur Verbesserung des Klimas bei. Gründächer filtern und regulieren die staubige und trockene Stadtluft. Zudem speichern sie einen erheblichen Prozentsatz der anfallenden Niederschlagsmenge, wodurch Hochwasser und Überflutungen bei entsprechendem Ausbau der verfügbaren Flächen vermindert werden könnten. „Mehr als 2 Milliarden Quadratmeter Dachflächen könnten mit geringem Aufwand begrünt werden“, heißt es in der Veranstaltungsbroschüre des Bremer Vereins „Arbeit und Ökologie“. Doch wie kommt nun die Wiese aufs Dach?

Solange es sich nur um den Gartenschuppen oder die Garage im Hof handelt, muss in der ersten Planungsphase nur geringfügig auf statische Sicherheitsmaßnahmen geachtet werden. Bei der Begrünung von Wohnhäusern hingegen sollte auf jeden Fall das Bauamt zu Rate gezogen werden. Der Gang zum Senator für Bau und Umwelt ist im übrigen schon deshalb zu empfehlen, weil dort Zuschüsse in Höhe von bis zu 3000 Mark beantragt werden können. Im Sinne der Nachhaltigkeit werden Dachbegrünungen behördlicherseits ausdrücklich begrüßt und gefördert.

Bis allerdings das erste Schaf aufs Dach geschickt werden kann, rät der Verein „Arbeit und Ökologie“ zu sorgfältigen Vorüberlegungen. Wer danach die richtige Auflast beachtet, zusätzlich die Wetterlage des Daches bei der Beschichtung und Bepflanzung in Betracht zieht, sollte mit seinem „hängenden Garten“ wahrhaft grünen Zeiten entgegenblicken. jes