First Day at the Races

■ Am Sonntag startet die Saison auf der Bremer Galopprennbahn – nicht nur wegen der Maul- und Klauenseuche kreisen auf dem Gelände die Bagger.

Na, die Damen werden erfreut sein.“ AmtstierarztUwe Janssen, der die Maßnahmen der Bremer Rennbahn vor dem ersten Renntag am Sonntag gegen die Maul- und Klauenseuche überwacht, stellt sich den weiblichen Teil der feinen Gesellschaft beim Durchwaten der Desinfektionsbecken vor. Aber auch Günther Gudert, Chef der Rennbahn GmbH hat mitgedacht: Damit die Besucherinnen nicht in Kostüm mit Gummistiefeln kommen müssen, werden Teppiche ausgelegt, die mit Desinfektionsmittel getränkt sind. Darüber sollen die Damen und Herren stöckeln und schreiten, wenn sie am Sonntag beim Rennen um den Preis der Bremer Wirtschaft auf ihre Favoriten wetten.

Die MKS-Endabnahme findet indes erst am Morgen des Renntags statt. Etliche Pferderennen wurden in letzter Zeit abgesagt – aus Angst vor der Seuche. In Bremen aber ist man unbesorgt. „Die Pferde kommen nicht aus Mischbetrieben, das ist anders als bei den Trabern“, fachsimpelt Gudert. Galopppferde stehen in der Regel in reinen Rennställen, während die Traber oft vom Bauernhof kommen. Nicht am Start sind die aus England angemeldeten Tiere – zwar erkranken Pferde nicht an der Seuche, aber sie könnten sie übertragen.

Und doch sind es, rein rassemäßig, alles Englische Vollblüter, kleine, drahtige Tiere, 200 an der Zahl, die hier auf der Vahrer Rennbahn von vier Trainern trainiert werden. Nicht mehr lange allerdings, wenn es nach der Bahnleitung geht, denn im Zuge eines groß angelegten Umbaus soll der Trainingsbetrieb ausgelagert werden in die Mahndorfer Marsch. Dort gab es Proteste zuhauf – vor allem seitens der Gemeinde, die ein Grundstück nicht verkaufen wollte. Die Planungen für den Pferdesportplatz mussten über den Haufen geworfen werden, die neuen Entwürfe kommen ohne das Kirchengrundstück aus. Im Juni, so weiß zumindest Gudert, soll dort der Rasen für die Grasbahn gesät werden, im Dezember will dann der Trainingsbetrieb umziehen.

In der Vahr wird es dann nur noch die – ebenfalls neuen – Gästeboxen für die angereisten Pferde geben. An ihnen lässt sich leicht ermessen, in welch luxuriöse Richtung der 36 Millionen Mark schwere Umbau, 15 Millionen davon aus der öffentlichen Hand, gehen soll: Die Türen sind aus schwerem Bongossi-Holz „von der Plantage“, wie Gudert versichert. In den geräumigen Ställen ist für Oberlicht gesorgt, einstellbare Windschapps vor den Türen verhindern, dass die teuren Tiere sich erkälten.

Wenn der Umzug der Trainingsbahn in die Marsch stattgefunden hat, wird auch mit dem Bau eines Vier-Sterne-Hotels begonnen. Dabei, so versichert Gudert, ist der Galoppsport heute „einer für Bettler und Könige“. Vielleicht ja auch für Könige, aus denen Bettler geworden sind. Immerhin geht es dabei in erster Linie ums Wetten. Zwischen sieben und 800.000 Mark Umsatz müssen an einem Renntag reinkommen. Ob das Sonntag gelingt, weiß auch Gudert noch nicht. Die Baustelle zwickt das Geschäft eben doch – das musste der Geschäftsführer, der auch den Hamburger Rennclub betreut, nicht zuletzt beim Einwerben der Preisgelder feststellen: Die Bremer Wirtschaft lieh dem mit 125.000 Mark dotierten „Preis der Bremer Wirtschaft“ nur den guten Namen. Sponsoren? Fehlanzeige. Gudert guckt leicht säuerlich: „In Hamburg ist mir sowas noch nie passiert.“ hey