eine holländerin in berlin
: MIRANDA MEGENS über Fußball

Ajax macht Spaß – im Ausland

Haben Sie gewusst, dass sich die Fans von Ajax Amsterdam selbst Juden nennen und israelische Fahnen schwingen und dass die Anhänger der gegnerischen Clubs bei einem Spiel von Ajax zischende Geräusche machen wie in einer Gaskammer? Für Außenstehende unglaublich, auf holländischen Tribünen leider Normalität. Der von der Bankgesellschaft ABN Amro gesponserte Fußballklub sagt, man könne nichts dagegen tun.

Die Fans von Hertha BSC sind auch nicht ohne. Trotzdem sagen die holländischen Hertha-Spieler Dick Van Burik und Rob Maas, dass man Ajax und Hertha nicht vergleichen könne. In ihrem Lieblingsrestaurant am Olivaer Platz reden wir über die Unterschiede der Fans. Regelmäßig werden die beiden dort erkannt – aber in Ruhe gelassen. „In Amsterdam kommen gleich fünfzehn Fans an den Tisch und betteln um ein Autogramm“, so Van Burik.

Als Rob Maas bei Hertha anfing, sah er einen Berliner Fan mit seinem Sohn zur Gegenkurve gehen. „Ich dachte‚ das kann nicht sein, die sind in Gefahr!“, erzählt er. Längst weiß er, dass die Fans bei Hertha nicht getrennt werden müssen. „Sie sitzen durcheinander und trinken nach dem Spiel ein Bier zusammen.“ Aber parken Sie niemals ihr Auto in Amsterdam während der Meisterschaften! Die Chancen, dass der Wagen demoliert wird, sind groß. Die Polizei wird Ihnen dann sagen, Sie hätten doch wissen müssen, was kommt.

Aber es kommt noch schlimmer: Ende letzten Jahres kam ein Dokumentarfilm über Ajax und die katastrophale Saison 1999/2000 heraus. Die Premiere fand unter Polizeischutz statt, einige Kinos nahmen nach Drohanrufen den Streifen aus dem Programm. Denn „Ajax – daar hoorden zij engelen zingen“ („Ajax – dort hörten sie Engel singen“) wird von Fans anderer Clubs nicht gern gesehen.

An der Börse nennt man die Aktien von Ajax „Spaß-Aktien“. Sie sind nur interessant für Leute, die Ajax mehr lieben als ihr Geld. Ich bin aber kein Fußballfan, und mein Geld gebe ich lieber für Reisen aus. Denn „Spaß“ macht Ajax mir nur im Ausland. Wenn ich erzähle, dass ich Holländerin bin und Ajax und Johan Cruijff erwähne, wird selbst der missmutigste Kellner zum Engelchen.

Die holländische Journalistin Miranda Megens ist für sieben Woche zu Gast bei der taz. In mehreren Kolumnen vergleicht sie das Leben in Berlin und Amsterdam.