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: PETER AHRENS übers Kinderkriegen, die „Tagesthemen“ und einen einsamen Herrn

Wickert in die Babypause!

Am allerwichtigsten ist die Haarfarbe. NDR-Intendant Jobst Plog betont: „Man sieht, es müssen nicht alle blond sein, um die ARD-Tagesthemen zu moderieren.“ Und Ulrich Wickert findet es „wunderbar, dass mal eine Dunkle kommt“.

Es menschelt gewaltig beim NDR. Blumensträuße wechseln die Besitzer. Die Neue lobt die Alte, weil sie so uneitel ist, Gabi Bauer hat einen Kloß im Hals, und Wickert ist hin und weg von der „tollsten menschlichen Entscheidung, die eine Frau überhaupt treffen kann und die wir Männer ja so nicht fällen können“.

Man könnte ihn darauf hinweisen, dass auch Männer ihre Karriere für Kinder unterbrechen können. Aber man tut es nicht in dieser rührseligen, onkelhaften Stimmung, in der Emotion durch Hamburg-Lokstedt wabert und sich selbst der ARD-Aktuell-Chefredakteur Bernhard Wabnitz ein Wort wie „Sympathie“ entringt, das man so gar nicht als Allererstes mit ihm verbinden würde.

Dabei geht es eigentlich nicht um Schicksal, nicht um Lebensglück und Tränen, hier geht es um einen Moderatorinnenwechsel bei den „Tagesthemen“: Ab dem 14. April eben sitzt Anne Will im Angesicht des Teleprompters da, wo vorher Gabi Bauer saß. Aber welch eine Nachrichtensendung ist das: Walhalla der Informationsvermittlung, Flaggschiff der ARD. Jobst Plog spricht das entscheidende Wort zu der Elevin, die Neuaufnahme begehrt: „Sie gehören jetzt absolut zur Familie.“ Das ist der Ritterschlag. Der Intendant als Don Vito Corleone. Und Gabi ist also weg. Die wahre Bauern-Katastrophe im Jahr von BSE und MKS. Damit so etwas nicht allzu bald wieder passiert, wird Anne Will von den Journalisten als Erstes gefragt, ob sie mit der ARD im Vorfeld schon über Familienplanung geredet habe. „Das ist gar nicht zulässig“, bescheidet sie der Presse und nutzt das Forum schon mal als ein Übungsfeld für souveräne Gesprächsführung. Als ein Journalist ihre Aussage, auch Witz in den „Tagesthemen“ unterzubringen, übel nimmt und anwirft, die Tagesthemen seien „doch keine Comedy-Sendung“, fragt sie nur interessiert zurück: „Ach, ja?“

Wenn sie mit Trittin und Merz auch so umspringt, kann an sich nichts schief gehen. Aber was soll man sich an diesem Vormittag über journalistische Standards den Kopf zerbrechen? Es geht an diesem Tag um Gefühl. Um Wehmut und Vorfreude. Und Melancholie. Sie erfasst den alten Herrn Wickert. „Jetzt gibt es wieder einen Wechsel, und ich bin immer noch da“, grübelt er. Babypause wäre doch mal eine Idee.