Erfolg ist planbar

Bochums Intendant Matthias Hartmann zeigt die Uraufführung des neuen Stücks von Botho Strauß

von MORTEN KANSTEINER

Auf Matthias Hartmann ist Verlass, er liefert solide Inszenierungen. Einen Handwerker hat er sich selbst einmal genannt: „Ich bin jemand, der mit einer großen Wirkungssicherheit so inszenieren kann, dass dem Publikum das gefällt.“ Damit hat er in den 90ern einen schnellen Aufstieg geschafft. Er begann am Staatstheater in Hannover, nach ersten Arbeiten an kleineren Bühnen. Matthias Hartmann war noch keine dreißig, als er „Emilia Galotti“ inszenierte und damit zum Berliner Theatertreffen eingeladen wurde.

Mit dem Intendanten Eberhart Witt wechselte er dann nach München, aber auch andere große Bühnen wollten ihn haben. Er inszenierte in Hamburg und am Wiener Burgtheater, vor allem Klassiker. Die Stücke, die man ihm gab, waren für Matthias Hartmann oft „nicht gerade die größte Sehnsucht, die ich hatte“. Von einem „mechanistischen Vorgang“ hat er sogar im Hinblick auf Arbeiten in dieser Zeit gesprochen. Deshalb musste etwas Neues her, und es kam mit Botho Strauß: Die Uraufführung von „Der Kuss des Vergessens“ im Jahr 1998 brachte Matthias Hartmann wieder mit sich selbst in Einklang und abermals zum Berliner Theatertreffen. Die Inszenierung geriet exquisit, war mit Otto Sander und Anne Tismer prominent besetzt und in ein lyrisches Leuchten getaucht.

Matthias Hartmann steht der Sinn offensichtlich nach Poetischem. Als er zu Beginn der aktuellen Saison die Leitung des Bochumer Schauspielhauses übernahm, machte er eine Schwinge zum Logo, und ins Spielzeitheft schrieb er: „An Höhe gewinnen. An Fallhöhe auch. Wie Ikarus.“ Bislang bleibt das Schauspielhaus ein gutes Stück von der Sonne entfernt. Zwar hat der Intendant ein beachtliches Ensemble und interessante Gäste engagiert. Aber seine eigenen Inszenierungen waren vor allem wirkungssicher. Viel Beifall von Bochumer Bürgern, die Leander Haußmann, Hartmanns Vorgänger, mit seinen Pop-Manieren verschreckt hatte.

Jetzt holt Matthias Hartmann zum großen Flügelschlag aus. An seinem Theater, das bereits mehr als ein Dutzend Premieren bewältigt hat, richten sich seit Monaten alle Kräfte auf heute Abend, auf die Uraufführung eines Textes von Botho Strauß mit dem Titel: „Der Narr und seine Frau heute Abend in Pancomedia“. Das Stück ist für das Faust-Ensemble von Peter Stein geschrieben, aber Hartmann darf sich einige Wochen früher daran versuchen. Über 100 Rollen bietet es und – so der Regisseur – „eine Art Gesellschaftstotale“. Vogelperspektive sozusagen.