sophie, die gräfin von entenhausen
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von RALF SOTSCHECK

Die britische Queen hat kein Glück mit ihren Schwiegertöchtern. Sarah Ferguson, Diana Spencer – zwei Schlampen, die die Monarchie ins Gerede gebracht haben. Wenigstens der Jüngste, Prinz Edward, schien eine passende Gattin gefunden zu haben. Seit seiner Hochzeit mit Sophie Rhys-Jones im vorigen Jahr, für die sich Sophie zu einem Diana-Double umbauen ließ, sind die beiden offiziell Graf und Gräfin von Wessex. Wessex? Das gibt es gar nicht, die Grafschaft ist eine Erfindung des Schriftstellers Thomas Hardy. Der königliche Clan ist so weit verzweigt, dass man Orte erfinden muss, um Titel vergeben zu können. Wie wäre es mit Entenhausen? Was Sophie Wessex geschehen ist, passiert eigentlich nur dem Pechvogel Donald Duck.

Weil Sophie keine Apanage bekommt, muss sie Geld verdienen. Das versucht sie mit ihrer Werbeagentur. Neulich kam lukrative Kundschaft: ein Scheich, der mit einem Großauftrag winkte. Offenbar löste das bei ihr eine Hirnlähmung aus, denn sie schüttete dem Fremden ihr Herz aus: Premierminister Tony Blair führe sich auf wie ein Präsident, seine Frau Cherie sei „schrecklich, schrecklich, schrecklich“, und Tory-Chef William Hague sei „deformiert“. Die königliche Verwandtschaft bekam ebenfalls ihr Fett weg: Die Queen sei ein „altes Tantchen“, und wenn deren Mutter, die „alte Dame“, an der ewigen Gin-Quelle im Himmel sitze, würden Charles und seine untote Geliebte Camilla Parker- Bowles heiraten.

Unglücklicherweise war der Scheich kein Scheich, sondern der Reporter Mazher Mahmood von der News of the World, der das Gespräch mitgeschnitten hatte. Mahmood hat einen ganzen Schrank voller Scheich-Kostüme und hat damit schon intelligentere Menschen als Frau Wessex hereingelegt. Er behauptet, mit seinen Methoden mehr als hundert Menschen ins Gefängnis gebracht zu haben.

Dorthin wünscht der Windsor-Clan vermutlich auch die angeheiratete Plaudertasche. Die versuchte zu retten, was nicht mehr zu retten war. Sie bot der News of the World ein Exklusiv-Interview im Austausch für die Tonbänder an. Das Boulevardblatt ging darauf ein und machte mit einem Sophie- Zitat auf: „Mein Edward ist nicht schwul.“ Die Konkurrenzblätter The Mail und The Mirror hatten sich dagegen irgendwie Kopien der Scheich-Tonbänder besorgt und zitierten daraus genüsslich. Gestern legten die Blätter nach: Finanzminister Gordon Browns Haushaltsplan sei „Scheiße“, habe die Gräfin moniert, Charles und Camilla seien die Lieblingskotzbrocken der Nation, und Sophies Geschäftspartner Murray Harkin finde Kokain ziemlich schick.

Die Pressestelle des Buckingham-Palastes gab geschwind eine Erklärung heraus: Die Zitate seien „ungenau, und kein ernsthafter Journalist sollte mit dieser Geschichte seine Zeit verschwenden“. Die Hoffnung war vergeblich, zumal Sophie sich inzwischen bei den Blairs und beim deformierten Hague schriftlich entschuldigt hat. Die Queen ist not amused. Sie hat einen königlichen Knigge in Auftrag gegeben. Sophie bekommt ein Exemplar mit einer persönlichen Widmung, die sich gewaschen hat.