leben in funnyland
: YVES EIGENRAUCH zieht sich um. gaaanz laaangsam

er, er, er, ich und mein kumpel

true fiction factory. neulich sah ich einem kumpel beim ankleiden zu. es war am frühen abend, als er sich entschloss, die kleidung, die er trug, gegen eine seinem typ entsprechende zu tauschen. eine dreiviertel stunde lang bewegten wir uns in drei räumen, auch ich hatte mich zu einem kleidungswechsel überreden lassen. unsere studien zum wachstum des schimmelpilzes konnten wir nicht fortführen, die befallenen stellen an der decke waren schon vor wochen behandelt worden. auch stellten sich die beobachtungen, wie die spinnen ihr netz bauten, als nicht mehr so aufregend dar, zu oft hatten wir sie schon beobachtet, ohne jedoch auch nur ansatzweise in ihr geheimnis eingeweiht worden zu sein. vielleicht hätten wir die sache wissenschaftlicher angehen müssen, unsere naivität, diesen komplexen zusammenhang auch so verstehen zu können, machte uns den entscheidenden strich durch die rechnung. als logische folge legten wir all unsere aufmerksamkeit auf die wahrnehmung der entfaltung der drei blätter, die in einem der räume vonstatten ging. eine zeitraffer-studie. aus dem gerollten zustand vermochten die blätter binnen kürzester zeit ihre haltung in die fast gänzliche planlage zu verändern. ein innerer jubel breitete sich in uns aus. leise. heimlich. schön war es, die verläufe der adern und rippen auf dem blatt nachzeichnen zu können. im besten falle eins mit ihnen zu werden.

in der folgenden halben stunde setzten wir unsere beobachtungen fort. jetzt aber in der praktischen umsetzung. wir hatten uns ins freie begeben; hätten das gras auf der wiese wachsen sehen können, die regenwürmer sich erschrecken. wir aber sahen nur schemenhafte gesichter mit schematischer erwartung.

wir setzten uns. er, er, er, er, ich, er, er und ein kumpel. rising tension. der kumpel überredete sich schon nach ein paar minuten, sich draußen zu bewegen. sein knöchel schmerzte ihn nicht so sehr. er setzte sich. sein oberschenkel tat weh. das beste ist, ihn zu bewegen. er bewegte sich. er setzte sich. als er, er, er, er, er, er und ich in die räume gingen, war es ihm angedacht sich zu bewegen, um sich fünfzehn minuten später doch wieder setzen zu können. nicht erst jetzt machten sich die ers und ich sich lustig. nur zur überraschung weniger machten wir uns nun gemeinsam auf, um uns zu bewegen. draußen. nach zehn minuten wurde der kumpel von uns getrennt. er zog sich aus, dann wieder an. er setzte sich. wir bewegten uns. ein er wurde abgetrennt und begann zu lachen. er zog sich aus und rannte. mein kumpel saß angezogen da. wir bewegten uns, er zog sich aus und rannte. ein weiterer er zog sich aus und rannte. wir gingen.

von der wiese gehend blickte ein kumpel in richtung des höchsten punktes des flutlichtmasten, in der hoffnung, eine spinne beim bau ihres netzes beobachten zu können.

Autorenhinweis:yves eigenrauch, 29, ist angestellter von schalke 04 und kennt sich aus mit schimmel