Atommüll beginnt wieder zu pendeln

Weil der Castor in Gorleben ist, geht es wieder los: Heute rollt der erste Atomtransport nach La Hague seit dem Transportstopp vor drei Jahren. Polizei droht Demonstranten mit bis zu 300 Mark „Wegtragegeld“

BERLIN taz ■ Drei Jahre lang standen die Signale auf Rot. Jetzt rollt wieder deutscher Atommüll nach Frankreich. Heute morgen sollen die etwa zehn Behälter mit dem strahlenden Müll aus den AKWs Grafenrheinfeld, Biblis und Philippsburg zur Wiederaufbereitung nach La Hague transportiert werden. Hunderte von Atomkraftgegnern wollen die Transporte behindern. Die Polizei sperrt die Gleise seit Samstag ab und hat angekündigt, Demonstranten mit „Wegtragegeld“ zur Kasse zu bitten.

Bis zum Mai 1998 rollten jährlich etwa 100 deutsche Transporte zur Wiederaufbereitung nach La Hague und Sellafield. Dann stellten die Behörden fest, dass die Transportbehälter stärker strahlten als erlaubt. Die CDU-Umweltministerin Angela Merkel verhängte einen Transportstopp. Dass den nun ihr grüner Nachfolger Jürgen Trittin aufhebt, ist Teil des Atomkonsenses vom 14. Juni 2000. Trittin, der eigentlich die Wiederaufbereitung verbieten wollte, scheiterte mit dieser Maßnahme an der SPD. Nun muss er den Transport von insgesamt etwa 400 Behältern noch bis 2005 genehmigen, obwohl die Wiederaufbereitung mehr Atommüll erzeugt, der in Deutschland gelagert werden muss. Um die teure und gefahrvolle Wiederaufbereitung zu stoppen, können die AKW-Betreiber ihren Müll demnächst direkt an den AKWs lagern.

Frankreich hatte sich geweigert, neuen Atommüll aufzunehmen, wenn nicht Rücktransporte nach Gorleben beginnen würden. Nachdem die Castoren nun dort sind, geht die Müllpendelei wieder los. Für die Anti-AKW-Bewegung sind die Transporte nur „Augenwischerei“, hieß es vom Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz. Der Müll werde weggeschafft, damit die AKWs am Netz bleiben könnten. Umweltverbände und Bürgerinitiativen riefen zu Protesten auf. Die Polizei erwartet allein in Philippsburg etwa 2.000 Demonstranten. Sitzblockierern drohen Buß- und „Wegtragegebühren“ von knapp 300 Mark. BPO

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