Die Ösi-Pauker müssen nacharbeiten

Bayern importiert auch Hauptschullehrer – aus Österreich. Von ihnen verlangt die Schulaufsicht eine Nachschulung

NÜRNBERG taz ■ Wenn Bayerns Hauptschüler im nächsten Schuljahr von „Jänner“ statt „Januar“ und von „Karzer“ statt „Gefängnis“ reden, dann ist dafür nicht ein besonders folkloristisches Bildungsangebot freistaatlicher Prägung verantwortlich, sondern ein LehrerInnen-Import aus der Alpenrepublik.

Um den Mangel an Hauptschullehrern im Freistaat zu lindern, hat Kultusministerin Monika Hohlmeier (CSU) begehrliche Blicke über die Alpen geschickt. Mit ihrer österreichischen Kollegin Elisabeth Gehrer vereinbarte sie, dass ab Beginn des kommenden Schuljahres 100 bis 200 Lehrer aus Österreich an Bayerns Hauptschulen unterrichten.

Bevor jedoch 200 der rund 800 in Österreich arbeitslosen Volksschulpädagogen auf Bayerns Hauptschüler losgelassen werden, verlangt die Strauß-Tochter Hohlmeier rigoros Nachhilfestunden. Wie die aussehen sollen, muss derzeit eine gemeinsame Arbeitsgruppe beider Länder abklären. Bei Lehrern aus anderen Ländern ist Bayern nicht so wählerisch. Vom türkischen Erziehungsministerium abgeordnete türkische Lehrer für den muttersprachlichen Ergänzungsunterricht und die islamisch-religiöse Unterweisung dürfen ohne jegliche Nachprüfung oder Sonderqualifaktion im Freistaat unterrichten. (siehe oben)

Die dreijährige Volksschullehrerausbildung in Österreich stuft man dagegen in Bayern als ungenügend ein. „In Österreich werden die Volksschullehrer nicht in Universitäten ausgebildet, sondern an pädagogischen Akademien“, mäkelt man im bayerischen Kultusministerium an den Österreichern.

Als Ende letzten Jahres Hessen Abwerbekampagnen in anderen Bundesländern startete, ließ Bayern verlauten, man wolle sich an einem Wettlauf um Pädagogen nicht beteiligen. Als die Kultusministerkonferenz daraufhin ein Stillhalteabkommen der einzelnen Bundesländer formulierte, wich Hohlmeier prompt aus – auf ein Pauker-Leihabkommen mit Wien. Der Protestschrei besorgter Eltern über zu große Klassen an Hauptschulen, eine Fülle ausfallender Unterrichtsstunden und gekürzte Unterrichtsangebote hatten die Kultusministerin Hohlmeier zum Handeln bewogen. BSI