■ Rosi Rolands Bremer unglaubliche Geschichten
: Kein Lob für Frau Schreiner?

Sie macht die Arbeit von zwei Männern, die Frau an der Programm-spitze von Radio Bremen. Denn Claudia Schreiner muss zwei ersetzen: den Fernseh-Chef und den Hörfunk-Chef. Nur das Amt des Reiterpräsidenten hat sie nicht mit übernommen, das kann Rüdiger Hoffmann immer noch besser. Wie sie das alles schafft, das hat sie in ihrem Buch über sich selbst unter dem vielsagenden Titel: „Wenn Frauen zu viel arbeiten“ schon aufgeschrieben: Alles Private zurückstellen und ran. Die Männer bei Radio Bremen, ungerecht wie sie sind, danken ihr das nicht. Vor ein paar Wochen lachten sie sich auf dem Flur kugelrund, weil die Programmchefin von Radio Bremer ausgerechnet im Medienausschuss der CDU damit glänzen wollte, dass sie den Alt-Kommunisten Harald-Gerd Brand neu motiviert hätte. Dass sie den ffn-Mann Peter Welfers zum Wellen-Chef von Radio Bremen 1 machte, weil sie ihn für einen „kreativen Programmgestalter“ hält, hat auch mehr ungläubiges Staunen provoziert als zustimmendes Nicken. „Irgendwie überfordert“ sei sie, heißt es.

Seit Wochen nun müht sie sich mit der Besetzung von Schlüssel-Stellen im Funkhaus ab: Als „Leiter zentrale Programmkoordination“ und für die Position des „Nachrichtenchefs“ wollte sie sich alte Kollegen aus dem Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) holen. Mit zwei treuen Männern an der Seite, da ließe sich doch besser arbeiten. Das Verfahren geht nicht voran, irgendwie scheint sie selbst die Lust daran verloren zu haben. Und dann ist da noch der Brief, mit dem ihr Intendant Heinz Glaessgen ihr mitteilte, er fühle sich nicht hinreichend gestützt von seiner Programmdirektorin. Das ging nicht nur an ihre Adresse, aber eben auch an ihre. Woher der Weser Kurier postwendend dann diesen Brief bekommen hat, den doch nur eine handvoll Radio-Spitzen in der Hand gehabt haben sollten, das hat sich sicherlich nicht nur sie gefragt. Lobt sie der Intendant eigentlich hin und wieder, öffentlich? Wenn Frauen zuviel arbeiten, dann wollen sie immerhin mal gelobt werden.

Beim MDR gibt es derzeit viel Bewegung, alte Stasi-Akten werden gewälzt, neue Gesichter sollen her. Kaum verwunderlich, dass man sich dort der früheren Kollegin erinnert und fragt: Wie geht es der eigentlich in Bremen? Na ja, nicht so gut.

Beim MDR jedenfalls gibt es schon ein Datum: Zum 1.6. ist sie wieder da, die Frau, die gerne zuviel arbeitet. Die Leitung der Hauptabteilung Kultur wartet auf sie. In Bremen mag das so recht noch keiner bestätigen. Aber wird es jemanden wundern, fragt Ihre Rosi Roland