Die Alge im Knust

■ Thorsten Stratmann beliefert nord-deutsche Bäcker mit Algen

Die Algenpest am Mittelmeer geht alle Jahre wieder durch die Medien. Schwimmbad- und Aqua-rienbesitzer rücken dem grünen Schleim gern mit Algen-Ex zu Leibe. Die meisten aber können mit dem Glibberzeug einfach überhaupt nichts anfangen. Thorsten Stratmann dagegen hat ein begeistertes, fast liebevolles Verhältnis zu Meeresalgen. Sein Wilhelmshavener Ein-Mann-Betrieb, die marine Biotechnologie (maBitec), hat sich auf den Vertrieb hochwertiger Algen wie der Spirulina spezialisiert.

Der Biologe will mit der Spirulina „functional food“ produzieren, also Nahrungsmittel mit einem natürlichen gesundheitsfördernden Nebeneffekt. Inzwischen arbeitet er mit zahlreichen Bäckereien zusammen. Und das Geschäft läuft gut. Bäcker zwischen Aurich und Hamburg, auch im Bremer Um-land, bieten Brötchen mit seinem Algenpulver an. Und unter Touristen genießt das Gebäck schon den Ruf des speziell Norddeutschen.

„Die gesundheitsfördernde Wirkung der Algen spricht sich herum. Wir müssen den Leuten nur noch klarmachen, dass die Brötchen weder glitschig sind, noch nach Fisch schmecken“, erklärt der Jungunternehmer, der hauptberuflich am Terramare-Institut in Wilhelmshaven forscht. In Amerika und Asien gelten Algen traditionell als kostbare Nahrungsergänzung und Mittel zur Schönheitspflege. Schon die Azte-ken bauten sie in „schwimmenden“ Gärten an und aßen sie mit Bohnen und Mais als normales Gemüse. Auch hierzulande erleben die Mee-respflanzen eine Rennaissance, nachdem sie jahrelang ein Dasein in der Öko-Nische fristeten. Man kann sie auch schon sackweise im Internet bestellen.

Geerntet wird vor allem in Asien, Afrika und Amerika. „Auch in unseren Breiten könnte man Anlagen bauen, aber es fehlt größtenteils am Know-how“, sagt Stratmann. Er importiert seine Algen vor allem aus China. Die Qualität überwachen unabhängige Gutachter.

Die Algen werden mit Spezialmaschinen vom Meeresboden gezogen oder mit Sicheln und Messern von Hand geerntet, anschließend luftgetrocknet und zu Pulver zerstoßen. So können sie ins Essen und in Kosmetik gemischt oder zu Tabletten gepresst werden. Neben der Spirulina vertreibt Stratmann auch Makroalgen aus Frankreich. Angesichts der BSE-Krise möchte er jetzt auch Bio-Bauern von dem gesunden Futterzusatz überzeugen.

Was aber macht die Glibberdinger eigentlich so wertvoll für die Gesundheit? – Ein Blick in die Analyseergebnisse chemischer Labors bringt Aufschluss. Algen enthalten praktisch alle lebensnotwendigen Nährstoffe: Vitamine von A bis F, Selen, Natrium, Jod, Zink, Fluor undsoweiter. Sie regen wichtige Stoffwechselvorgänge im Körper an. Die ungesättigten Fettsäuren etwa sind gut für die Nerven und das Immunsystem. Der hohe Eisengehalt tut vor allem VegetarierInnen gut. Und außerdem enthalten Algen den höchsten Proteinanteil aller Pflanzen; mehr sogar als Soja.

Bei so vielen verheißungsvollen Versprechen beißen wir gerne in eines dieser grünlichen Brötchen. Nach Fisch schmeckt es tatsächlich nicht und wenn es der Gesundheit nutzt, um so besser.

Eva Tenzer

Weitere Informationen bei: maBitec, Telefon 04421-367654