Für Freunde des Running Gags

■ „Dinner für Spinner“-Premiere im Waldau Theater: Gute Schauspieler, aber nix dahinter

Wie das Band der Freundschaft doch Wunder bewirken kann! Als der aalglatte Verleger Pierre Bro-chant sich, gekrümmt vor Schmerzen, wieder mit seinem alten Freund Juste versöhnt, ist sein quälender Hexenschuss auf einmal wie weggeblasen – und das sogar noch vor der Theater- pause.

Über den Zuschauerreihen im Waldau Theater schwebte am Freitag- abend eine Duftwolke aus Kölnisch Wasser. „Dinner für Spinner“, eine Komödie des französischen Drehbuchautors Francis Veber, feierte Premiere und geizte nicht mit schlüpfrigen Gags.

Die Geschichte ist leicht zu verstehen: Der ver-snobte Verleger Pierre Brochant veranstaltet jeden Dienstag zusammen mit seinen versnobten Freunden einen Dinnerabend. Damit dieser nur ja nicht langweilig und öde verläuft, lädt die Gruppe sich jedes Mal einen ausgemachten Spinner ein. Einen, über den man sich den ganzen Abend lang herrlich lustig machen kann.

Doch leider, leider, wird Brochant just am Spinnerdienstag von der allerhäufigsten Krankheit witzig-spritziger Verwechslungskomödien befallen: dem Hexenschuss. Zu allem Unglück kommt der Idiot des Abends – Francois Pignon, Finanzbeamter und leidenschaftlicher Streichholzmodellbauer – auch noch zu Brochant nach Hause und verwandelt in den darauf folgenden eineinhalb Stunden das Leben Brochants in ein heilloses Chaos.

Autor Francis Veber verpasste seinem Klamauk-Stück zwar kaum Tiefgang, aber dafür umso mehr Fläche für kreischende Geliebte, arrogant-nervige Steuerprüfer und die Paddeligkeiten des Idioten Pignon.

„Dinner für Spinner“ ist leichte Kost für laue Frühlingsabende. Die Schauspieler geben allerdings ihr Bestes. Olaf Kreutzenberg zum Beispiel, verkörpert den Pignon dermaßen überzeugend, dass man ihn sich auch privat niemals ohne Baskenmütze und dümmlichen Blick vorstellen kann. Genauso wie von nun an jedermann Einladungen zu einem Dinner mit Stefan Schneider – alias Pierre Brochant – dankend ablehnen würde.

Doch auch mit der besten schauspielerischen Leistung bleibt Klamauk eben Klamauk, turbulente Verwicklungen sind unschwer zu durchschauen. „Dinner für Spinner“ könnte drei Stunden dauern und die Handlung würde immer noch auf der Stelle treten. Wahrscheinlich hat das Francis Veber auch selbst bemerkt und sich redlich bemüht, nach eineinhalb Stunden schnell einen Schlusspunkt zu setzen. Schmerzlich schnell: Pignon entwickelt sich innerhalb von Minuten vom Deppen zum einfühlsamen Eheberater, der die Beziehung der Brochants zu kitten versucht.

Gut, gut, manche Szenen kitzeln wirklich die Lachmuskeln. Obwohl man sich eigentlich erstaunt fragen sollte, warum nach Jahrzehnten voller Hexenschuss-Verwechslungsgeschichten dieselben Gags immer noch Wirkung zeigen. Trotzdem, bei aller Hochachtung, Monsieur Veber, dass Pignon den Verleger am Ende noch mit einer Bratpfanne niederknüppeln muss, wäre wirklich nicht nötig gewesen. Susanne Polig

Bis Freitag täglich um 20 Uhr, am Samstag, 21.April, und Sonntag, 22. April, jeweils um 19 Uhr im Waldau Theater