Keine Teenie-Band

■ Gehört: „Wheatus“ im Schlachthof

Teenie-Bands sind Scheiße, wer will das schon widerlegen? Entweder sie hüpfen wie Pudel frisiert über die Bühne, was aussieht wie Squaredance für Idioten. Oder sie nehmen, auch nur auf den ersten Blick besser, eine Gitarre in die Hand und fabrizieren irgendeine Moffats-Gil-Soße.

Am Montag standen nun Wheatus im Schlachthof auf der Bühne. Ein Schelm, wer Böses erwartete? Denn nur zu gut erfüllt die Band die Eckdaten in einigen Wochen vergessener Chart-Luftpumpen: Ihr „Teenage Dirtbag“, £2 der heimischen Hitparade, dudelt durch die Sender, und folglich ist die Halle voll mit nervösen H&M-Kids, die ungefähr seit Papa Roach wieder Rock auf ihren Abi-Partys spielen.

Sollte ihnen auch das Schicksal des „In-einigen-Wochen-vergessen-Seins“ nicht erspart bleiben: Verdient hätten Wheatus es nicht. Denn ihr Gig war gut – ohne ein fürchterliches „für ihr Alter“ einfügen zu müssen. Da stand eine Band auf der Bühne, die vor Phantasie und Spielfreude strotzte. Sänger, Gitarrist und Songwriter Brendan B. Brown – optisch eine Art amerikanischer Echt-Kim – begann, nur mit Akustik-Klampfe bestückt, mit dem Riff aus „Should I Stay Or Should I Go“. Und so munter spielten sie sich durch die mal poppigen, mal leicht punkigen Nummern ihres in Mutter Browns Heim selbstproduzierten Debüts. Phil A. Jimenez beherrscht offensichtlich nur zu gut seine Instrumente – Percussion, Akkordeon, Banjo – und gab ohne Angst vor falscher Peinlichkeit den Tanzbär. Ein Schelm, wem das keinen Spaß machte. Geschickt spielten die Jungs aus Long Island, NY, mit ihren Songs wie der neuen Single „Leroy“, fühlten sich souverän heimisch in ihrem Material. „Teenage Dirtbag“ als Zugabe war ein Highlight, aber bei weitem nicht das einzige. Ihr Cover von Erasures „A Little Respect“ etwa ging fantastisch nach vorne.

Sind Teenie-Bands also doch nicht Scheiße? Vielleicht sind Wheatus aber auch einfach keine Teenie-Band. Respekt. Weitermachen! Volker Peschel