Bildgewordene Fröhlichkeit

■ Der Frankfurter Künstler Volker Benninghoff zeigt Blühen – und Frühlicht – in der Zwischenzeitwerkstatt

Das muss sie sein, die wahre Insel der Glückseligkeit. Ein sprühendes Feuerwerk aus Farben in den Kellerräumen des Hauses an der Wulwesstraße 9. Kraftvoll leuchtend, raumeinnehmend. Mittendrin sitzt der Schöpfer und zitiert Rilke: Volker Benninghoff ist 80 Jahre alt, Maler, Grafiker, Bühnenbildner und Intendant zugleich. Man sieht ihm den Künstler nicht an, wenn er da so hockt in seiner speckigen Lederjacke und mit lichtem Haar. Könnte auch der nette Rentner von nebenan sein.

Aber etwas ist anders. In den Augen hinter den buschigen Brauen wohnt das Lachen. „Vor zwei Jahren war diese meine Ausstellung in Berlin, bei Wüstenrot“, erzählt er und schwärmt von den fünf Stockwerken voll weißer, kahler Büroräume. „Die haben geweint, als ich meine Bilder wieder abgehängt habe“, erinnert sich Volker Benninghoff. Das klingt in manchen Ohren ziemlich überheblich, ist es aber nicht. Volker Benninghoff weiß ganz genau, was er da geschaffen hat. Er weiß von dem Haaaaahhh-Effekt, von dem Gefühl des inneren Lächelns, das seine Bilder auslösen.

Jetzt hat er seine farbigen Glücklichmacher nach Bremen geholt, in die Produzentengalerie Zwischenzeitwerkstatt im Viertel. Benninghoff und Achim Locke, der Besitzer der Galerie, sind seit Jahrzehnten befreundet. Locke war sozusagen Benninghoffs Schüler, was Farben und ihre Wirkung angeht.

Wenn schon Farbe, dann richtig. Wenn schon Farbe, dann als Element. Wenn schon Farbe, dann mit deutlichem Kraftmoment. So erklärt der 80-jährige Frankfurter Künstler seinen Wandel von nachkriegszeitlichen Dunkelbildern zum Farbenjongleur.

Seine Werke sind Seelenzustände, Abbildungen dessen, was den Maler selbst fasziniert und bewegt. „Ich bin in der Nähe von Hamburg aufgewachsen, auf dem Land“, erinnert er sich. Und dann erinnert er sich daran, wie er bei einem Spaziergang durch einen Obstgarten von den Schattenspielen der Äste im Wind gefesselt wurde. „Was ist das hier?, dachte ich mir.“ Dasselbe Staunen von damals hat er auch heute noch im Gesicht. „Solche Empfindungen sollte man wie Visionen auffassen, die man später realisieren muss.“

Nichts anderes hat Volker Benninghoff getan. Das „Frühlicht“ hängt jetzt in der Bremer Zwischenzeitwerkstatt an der Wand. Eine abstrakte Mischung aus Rot und Gelb. Nur durch Abstraktion könne dieses Gefühl, dieser Seelenzustand, wieder lebendig werden, versucht der Maler zu erklären.

Wenn er erklärt, dann mit Händen und Füßen, mit Leib und Seele. Aber eigentlich hat er gar nicht die Absicht, zu seinen Bildern großartige Erklärungen abzuliefern. Deswegen hasst er es auch, ihnen Titel geben zu müssen. Der Titel dürfe keine Festlegung sein, sondern nur ein Anhaltspunkt. Das Bild selbst solle beim Betrachter etwas in Gang setzen und nicht der Name.

Und deswegen müssen seine Bilder perfekt, ein harmonisches Klanggebilde aus Farben sein. Der Perfektionist Benninghoff ist selten zufrieden, kann nur schwer aufhören immer wieder weiter zu malen. „Ich hab dadurch schon viel zu viele Bilder kaputt gemacht“, gibt er zu. „Aber nichts ist schlimmer als die Unverbindlichkeit.

Der richtige Klang muss durch die Farben schon erreicht werden. Und wenn das nur durch einen blödsinnigen Ocker geschieht.“

Susanne Polig

Die wohltuende Farbenpracht von Volker Benninghoff bleibt noch bis zum 6. Juni in der Galerie Zwischenzeitwerkstatt an der Wulwesstraße. Sie ist immer mittwochs von 16 bis 21 Uhr oder nach vorheriger telefonischer mit dem Galeristen Achim Locke Vereinbarung unter Tel.: 794 86 98. geöffnet