Der neue Guido

Cornelia Pieper wird FDP-Generalsekretärin, doch wahrscheinlich mehr Sekretärin als General

von SEBASTIAN FISCHER

„Menschen können mit neuen Aufgaben wachsen“, sagt Cornelia Pieper. Einen Kopf größer steht neben ihr Guido Westerwelle, der gönnerhaft lächelnd auf die 42-jährige Politaufsteigerin aus Deutschlands Osten herabschaut. Am nächsten Wochenende soll sie auf dem Bundesparteitag Generalsekretärin der FDP werden oder besser: „meine Generalsekretärin“, wie Guido Westerwelle das sagt.

Er hat eine Frau gesucht für den Posten: Zuerst fiel sein Blick auf die blonde, 30-jährige Unternehmensberaterin Silvana Koch-Mehrin, die sich in deutschen Talkshows bestens schlug – dann sagte sie ab. Die Nächste auf Guidos Liste war Birgit Homburger, 36 Jahre, katholisch, verheiratet, und vor allem aus dem wichtigen liberalen Landesverband Baden-Württemberg.

Und nun doch Cornelia Pieper, seit 1995 Landesvorsitzende der Liberalen in Sachsen-Anhalt. „Sehr ernsthaft Gedanken gemacht“ habe er sich, sagt der Noch-Generalsekretär und designierte FDP-Vorsitzende Westerwelle, habe sich die Sache „zwei Tage durch den Kopf gehen lassen.“ Dann fiel sein Entschluss für Cornelia Pieper, mit der er am Dienstagabend um 22.25 Uhr mit Weißwein auf ihren neuen Job angestoßen habe. Sie passt in sein Konzept, nach dem die FDP „weiblicher werden“ muss und der „Schlüssel für den Erfolg der FDP in Ostdeutschland liegt“. So soll die „Strategie 18“ greifen, das Projekt, mit dem 18 Prozent bei der Bundestagswahl im nächsten Jahr angepeilt werden.

Damit ist fast alles über Cornelia Pieper gesagt: Sie passt. Mehr nicht. Sie wird nicht Generalsekretärin, um die FDP durch ihre strategischen Fähigkeiten nach vorn zu bringen – das Konzept bestimmt Westerwelle. Pieper ist Symbol, sie wird zur Generalsekretärin gemacht, um der FDP ein ganzheitliches Bild zu geben, das Bild einer „Partei fürs ganze Volk“. Und Pieper übernimmt den Part „Frau und ostdeutsch“. Sie will das „Profil in den neuen Ländern schärfen“, will dort „Terrain zurückerobern“, und sagt: „Für mich als Ostdeutsche ist es ein Herzensanliegen, dass die FDP wieder eine gesamtdeutsche Partei wird.“ Ein paar Minuten später ist die Partei schon weiter, dann ist sie bereits „die erste gesamtdeutsche Partei“, weil sie „eine gesamtdeutsche Führung“ habe.

Zwischendurch schaut sie immer wieder nach links zu Gönner Guido. Nur bei einem Thema wird Pieper deutlich: Die alte Forderung der Liberalen nach Abschaffung des Solidaritätszuschlages „kann mit mir als Generalsekretärin nicht vereinbart werden“.