Schreiner haut bei Radio Bremen in'n Sack

■ Rundfunkrat bedauert Weggang / Datum und Ziel aber noch ungewiss

Die neue Radio-Bremen-Programmdirektorin Claudia Schreiner will nach nur siebeneinhalb Monaten Tätigkeit in Bremen wieder weg. „Frau Dr. Schreiner wird auf ein Angebot von außen eingehen“, verlas gestern die Rundfunkratsvorsitzende Roswitha Erlenwein die offizielle Erklärung des Aufsichtsgremiums. Man bedauere diese Entscheidung, so Erlenwein.

Wann Schreiner das Haus verlässt – und wohin genau sie geht –, ist noch unklar. Sie ist im Gespräch als Kandidatin für den Chef-Posten der Deutschen Welle in Köln und als Kultur-Chefin des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR). Ende April und Anfang Mai treten dort die entscheidenden Gremien zusammen.

Der Programmchefin für Radio und Fernsehen ist es seit ihrem Amtsantritt im September 2000 nicht gelungen, im Haus Rückhalt zu finden. Auf großes Unverständnis stieß insbesondere ihre Ankündigung, den „Sportblitz“ im Dritten Fernsehprogramm streichen zu wollen – sowie ihr kurz darauf gemachter Rückzieher. Die Besetzung von wichtigen Schlüsselpositionen scheiterte dem Vernehmen nach am Widerstand des Personalrats. Auch ihr Verhältnis zum Intendanten Heinz Glässgen gilt als äußerst angespannt. Glässgen ist wegen seines Führungsstils im Haus umstritten.

Auf weitgehende Zustimmung des Rundfunkrats stießen gestern unterdessen die Pläne für das neue Programm „Bremen 1“, das Anfang Mai auf Sendung gehen soll. „Ich habe seit 1985 schon sechs oder sieben Reformen zugestimmt, doch diese leuchtet mir am meisten ein“, sagte CDU-Landes-Chef Bernd Neumann. Wie berichtet, soll das Programm HörerInnen über 40 Jahren ansprechen. Für die neue Welle werden die Hansa- und die Melodiewelle verschmolzen.

Der Einschätzung von Claudia Schreiner, wonach das neue Konzept von den meisten MitarbeiterInnen getragen werde, widersprach der Personalratsvorsitzende Bernd Graul. Zwar lobte auch er die Neugestaltung, jedoch gebe es viele KollegInnen, die noch nicht wüssten, wo ihr Arbeitsplatz am 30. April ist. Zurzeit arbeiten 110 feste und feste freie MitarbeiterInnen für die beiden Programme. Davon sollen bis zum Jahr 2006 nur noch 60 übrig bleiben. „Über die Folgen für die anderen 50 Mitarbeiter ist bisher noch nicht nachgedacht worden“, sagte Graul. Der Personalrats-Chef bekräftigte seine Forderung an Glässgen, auch nach 2001 betriebsbedingte Kündigungen auszuschließen. Dies war bis dahin offiziell zugesichert worden.

Die Sitzung des Rundunkrats dauerte gestern bei tRedaktionsschluss noch an. ck