Ohne Suff keine Show

Meuterei im dänischen Big-Brother-Haus. Grund: der fehlende Alkoholnachschub

Die Kameras wurden abgeschaltet, das Internetfenster blieb stundenlang schwarz, in den Zusammenfassungen wird dieser Tag nie auftauchen. Denn die Besatzung im dänischen Big-Brother-Bunker probte in der Nacht zum Ostersamstag den Aufstand.

Drei der Eingeschlossenen verließen den Bunker und kletterten über den Drahtzaun in die Freiheit. Eigentlich hatten sich alle sieben BewohnerInnen in einer langen Debatte darauf geeinigt, nach 76 Tagen geschlossen das von 126 Kameras überwachte Haus im Hafengebiet von Kopenhagen zu verlassen. Doch vier davon konnten die Verantwortlichen des Senders in letzter Minute stoppen. So waren es „nur“ Pil, Christian und Sören, die von den Medien schon lange zu den „Stars“ ernannten unter den Bunker-Häftlingen. Mit den restlichen vier „grauen Mäusen“ muss TV-Danmark nun versuchen, die Zeit bis zum „großen“ Finale am 10. Mai totzuschlagen.

Auf die 500.000 Kronen (120.000 DM) Siegprämie verzichteten die freiwilligen Frühaussteiger, weil der Sender etwas Ungeheuerliches gewagt hatte: Nach einem verlorenen Wochenwettbewerb wurde der Bunker-Besatzung für eine Woche der Nachschub an Alkohol und Nikotin gestrichen, den einzigen Ingredienzen, die das Leben im Bunker offenbar noch einigermaßen erträglich gemacht hatten. Der Fernsehsender konnte die Entscheidung im Angesicht des unerwarteten Aufstands auch nicht revidieren, wenn er einigermaßen glaubwürdig bleiben wollte. So kletterten Pil, Christian und Sören unter dem Beifall einiger Fans, die die „Meuterei“ im Internet verfolgt hatten und mit einigen alarmierten Medienvertretern zum Tatort geeilt waren, über den Zaun.

Die drei Rebellen werden auch ohne Preisgeld Kohle machen. Medien, Mode- und Musikbranche reißen sich bereits um sie. Die „feigen vier“ dürfen sich nun noch einen knappen Monat gegenseitig anöden. Den Quoten werden daher Tiefstwerte prophezeit. Und TV-Danmark wird sich für die gerade in Planung befindliche zweite Staffel von Big Brother wohl weniger existenziell bedrohliche Strafen ausdenken als ausgerechnet den Entzug des im Dänenbunker lebenswichtigen Teufels Alkohol.

REINHARD WOLFF