Scharfe Kritik an Israel

Heftige Explosion in Ramallah. EU und Weltsicherheitsrat äußern Vorwürfe gegen Israel. USA erwägen Bestellung von neuem Nahost-Beauftragten

JERUSALEM/WASHINGTON dpa/afp  ■  Eine Explosion hat am Donnerstag nach Augenzeugen das Zentrum von Ramallah im Westjordanland erschüttert. Nach Angaben des israelischen Armeerundfunks habe möglicherweise eine Autobombe die Explosion in der Nähe des Hauptquartiers der Eliteeinheit „Force 17“ ausgelöst. Ersten palästinensischen Angaben zufolge gab es drei Leichtverletzte. Zu der fortdauernden Eskalation der Gewalt in den letzten Tagen sind weltweit Stellungnahmen abgegeben worden.

Der Weltsicherheitsrat hat seine „tiefe Bestürzung“ über das Vordringen israelischer Truppen auf autonomes palästinensisches Territorium ausgedrückt. Er verurteilte „diesen neuen Zyklus der Gewalt“. Die Europäische Union bezeichnete die jüngsten israelischen Angriffe auf Einrichtungen im palästinensischen Autonomiegebiet als „exzessiv und unverhältnismäßig“. Die israelischen Reaktionen eskalierten die Gewalt und verschärften den Konflikt. Wie es hieß, war dies die schärfste Kritik an Israel seit Jahren. US-Präsident George W. Bush rief am Mittwochabend Israel zur Zurückhaltung auf. Israel erwartet, dass die USA einen neuen Sondergesandten für den Nahen Osten ernennen werden. Der aussichtsreichste Kandidat ist Eduard Djeredjian, ehemaliger Botschafter in Israel und Syrien.

Nachdem am Mittwochabend erneut vom Gaza-Streifen aus mehrere Mörsergranaten auf israelisches Gebiet abgefeuert worden waren, hat der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon am Donnerstag sein Sicherheitskabinett zusammengerufen, um eine mögliche militärische Antwort zu erörtern.

Zwei Mitglieder seines Kabinetts bezeichneten unterdessen die israelische Besetzung des Gaza-Streifens vom Montag als „Fehlschlag“. Transportminister Ephraim Sneh erklärte, sie habe nicht den gewünschten Erfolg gebracht. Der Minister für Innere Sicherheit, Uzi Landau, sagte, keines der militärischen Ziele sei erreicht worden. Israel müsse nun auf den politischen Dialog mit den Palästinensern setzen.

Die israelische Friedensbewegung Peace Now hat der Regierung Scharon vorgeworfen, in den Palästinensergebieten einen massiven Ausbau der jüdischen Siedlungen zu planen, obwohl dort tausende Wohnungen leer stünden. Allein in den großen Siedlungen Maale Adumim und Givat Seev, wo die Regierung 2.500 neue Wohnungen plant, stünden 2.400 Wohneinheiten leer. Scharons Büro hatte erklärt, die Expansion sei notwendig, um das „natürliche Wachstum“ der Siedlungen zu sichern.