Sessellehne mit Eigenleben

■ Prinz Eselsohrs Geheimnis, gut gehütet im Fundus-Theater

„Das ist Kunst!“ flüstert ein kleiner Junge ehrfürchtig. Gerade hat Heike Klockmeier eins der illusionistischen Geheimisse gelüftet, mit denen sie ihre Zuschauer zuvor gefesselt hat. Die fünf bis zehn Jahre alten Kinder waren angesichts der Geschichte über Prinz Eselsohr im Fundus Theater wie verzaubert. Aber nun wollen sie wissen, wie die Tricks funktionieren. Und von Tricks wimmelt es im Figurentheater nur so. Schon am Anfang: Die Solospielerin sitzt auf einem riesigen Stuhl, die Beine untergeschlagen, und lupft die Schürze: Auf den Knien sind winzige karierte Federbetten. Die heben und senken sich in Atem- und Schnarchrhythmus: Königin und König haben eine unruhige Nacht.

Dann kommt Bewegung in die Decken, ein Kinderwunsch endet in einer Diskussion, dank derer der König dann in den Feenwald wandern muss. Dazu wiederum entfaltet die mannshohe Sessellehne ein ganz und gar unerwartetes Innenleben. Die Feen Adelheid, Melisande und Rosi wuseln durchs Dickicht und schrecken den König. Als Akteurin zwischen ihren Puppen immer sichtbar und aktiv, haucht Heike Klockmeier unter Regie von Hella Müller mit viel Witz einem kleinen Universum Leben ein: Marionetten mit ausdrucksstarken Gesichtern, drolligen Stabfiguren und beweglichen Klappsilhouetten.

Alle stehen in Diensten des portugiesischen Märchens um den Prinzen, der außer Klugheit und Schönheit von den drei Feen noch Eselsohren mit auf den Lebensweg bekommt. „Damit er nicht hochnäsig wird!“ Das wohlgehütete Geheimnis wird fast dem Hofbarbier Kapuzino zum Verhängnis, denn für vermeintlichen Verrat soll er sterben. Aber natürlich kommt zum Schluss alles ganz anders.

Oliver Törner

Sonnabend, 16 Uhr, 24.4. 10 Uhr, Fundus Theater