Danton stirbt im Bremer Parlament

■ Das Bremer Theater will „Dantons Tod“ in der Bürgerschaft inszenieren und plant in der neuen Saison 24 weitere Premieren

Die SpielplanerInnen am Bremer Theater wollen in der kommenden Saison ihren Musentempel wieder verlassen. Nach „Die letzten Tage der Menschheit“ im U-Boot-Bunker „Valentin“ haben sie sich diesmal das Haus der Bürgerschaft als Spielort für eine Produktion ausgesucht. Die Regisseurin Barbara Bilabel soll in einem Jahr im Parlament und auf dem Marktplatz Büchners Revolutionsdrama „Dantons Tod“ inszenieren. Allerdings muss der Bürgerschaftsvorstand dem originellen Projekt noch zustimmen. Am nächsten Donnerstag tagt das Gremium. „Es sieht positiv aus“, ließ eine Bürgerschaftssprecherin schon gestern verlauten.

Ansonsten ist am Bremer Theater in der neuen Spielzeit business as usual. Intendant Klaus Pierwoß spricht von „Elementen aus Kontinuität und Veränderung“. Wie in der laufenden Spielzeit will das Vier-Sparten-Theater 25 Stücke zur Premiere bringen. Darunter sind sieben im Musiktheater, zwei im Tanz, vier im Kindertheater und zwölf im Schauspiel.

Über den Osterdeich hinaus blicken

Eröffnet wird die Spielzeit am 27. September mit einem Klassiker. Der inszenierende Bühnenbildner Gisbert Jäkel richtet Mozarts „Zauberflöte“ ein. Das ist vor Schostakowitschs „Lady Macbeth von Mzensk“ die vorletzte Arbeit des Generalmusikdirektors (GMD) Günter Neuhold als musikalischer Leiter. Wie Kultur-Staatsrätin Elisabeth Motschmann gestern erklärte, haben sich über 70 DirigentInnen auf die ab Sommer 2002 freie Stelle beworben. Wegen der schwierigen Terminabsprachen bei Probedirigaten ist sie sich nun nicht mehr sicher, ob der oder die Neue wie geplant schon vor der Sommerpause engagiert werden kann.

Neben dem Musical „Cabaret“ (Regie: Helmut Baumann), Puccinis „La Bohème“ (Dominik Neuner) und Madernas „Satyricon“ (Rosamund Gilmore) steht mit Sidney Corbetts „Noach“ (ebenfalls Gilmore) eine Uraufführung auf dem Musiktheater-Spielplan. Nach einer Erzählung und dem Libretto Christoph Heins komponierte der in Deutschland lebende US-Amerikaner Corbett eine „Musik der leisen Töne“, sagt Musiktheaterdramaturg Norbert Klein.

Das Schauspiel serviert eine Mixtur aus Klassikern und neuerer, noch immer vorwiegend britischer Dramatik. Die wird zum Teil von bereits in Bremen bekannten RegisseurInnen, zum Teil von Neulingen eingerichtet. Marlon Metzen, Barbara Bilabel, Thomas Bischoff, Irmgard Paulis, Peter Wittenberg, Lukas Langhoff und Andrej Woron kommen wieder nach Bremen. Die Regisseure Aureliusz Smigiel, Nicolai Sykosch, Wolfram Apprich, Christof Meckel und Andreas von Studnitz geben ihr Bremen-Debüt.

Als Uraufführung hat das Schauspiel das Stück „Fast Fut“ von Christian Martin zu bieten. In Deutscher Erstaufführung zeigt es das Stück mit dem Arbeitstitel „Einfach das Ende der Welt“ von Jean-Luc Lagarce, einem vor wenigen Jahren verstorbenen französischem Autor. Diese Inszenierung ist zugleich einer der Höhepunkte eines fortan jährlichen Kongresses namens „Europäisches Theater – Forum für zeitgenössische Dramatik“ im November, zu dem AutorInnen, RegisseurInnen und KritikerInnen aus Deutschland und einem europäischen Partnerland (Frankreich zuerst, im Jahr 2002 Spanien und 2003 England) eingeladen werden. Chefdramaturg Joachim Klement will damit den „Blick über den Osterdeich“ wagen.

Der Leiter des Tanztheaters, Urs Dietrich, studiert mit „Appetit“, einem Stück über das Essen, eine neue Produktion und eine Neu-Inszenierung einer älteren Choreographie ein. Das Kindertheater Moks präsentiert drei bereits feststehende Inszenierungen und eine vierte, die auf aktuelle Ereignisse Bezug nehmen soll. Mit einem Stück des Tänzers und Choreographen Wilfried van Poppel will sich das Moks weiter im Bereich Tanztheater für Kinder profilieren.

Fünf SängerInnen, vier SchauspielerInnen und eine Tänzerin werden Bremen verlassen. Dazu zählen auch Fredrika Brillembourg („Carmen“) und Peter Pagel („Tasso“, „Faust“), die noch eine Weile als Gäste im Theater auftreten werden. Die soeben für ihre Rolle als „Die Polizistin“ mit dem Grimme-Preis ausgezeichnete Schauspielerin Gabriela Maria Schmeide wird nach Pierwoß' Angaben mit Filmangeboten überschüttet. In mindestens zwei Produktionen pro Spielzeit arbeitet die beliebte Akteurin weiterhin am Bremer Theater. ck