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Le Soir aus Brüssel kommentiert die Einigung im Streit um Aids-Medikamente in Südafrika: Verbannt in die Rolle des Bösewichts, haben die Pharma-Firmen sich in einem absoluten PR-Desaster wiedergefunden. Deshalb haben sie sich entschlossen, zumindest nach außen hin die Strategie zu ändern. Haben sie die Lektion wirklich gründlich verstanden? Werden sie endlich handeln und wirksamere Medikamente für alle bereitstellen, ohne allein dem Geld die Entscheidung über Leben und Tod zu überlassen?

Die Dernières Nouvelles d‘Alsace aus Straßburg schreibt dazu: Der Rückzug der Klage der Pharmakonzerne gegen Südafrika ist ein Sieg für Pretoria, für die unterentwickelten Länder, die Aidskranken in Afrika und die Moral. Bekanntlich hatten die Konzerne Südafrika das Recht abgesprochen, billige Medikamente gegen Aids herzustellen oder einzuführen, und gleichzeitig günstige Bedingungen für den Verkauf ihrer eigenen Produkte abgelehnt. Gut, dass nach Brasilien nun ein weiteres Land standgehalten hat.

Die Pariser Libération meint: Der Sieg gegen die Pharmakonzerne ist nur eine Etappe. Der Krieg gegen Aids in Afrika ist noch lange nicht gewonnen, denn es wird Monate, wenn nicht Jahre dauern, bis genügend Generika für die Behandlung zur Verfügung stehen. Wenn sie im Wettlauf mit dem Tod Zeit gewinnen will, so wird die Regierung Südafrikas nicht umhin können, zunächst doch noch mit dem Norden um erhebliche Preisnachlässe für die Medikamente aus den Labors der Pharmakonzerne zu verhandeln.

La Repubblica aus Rom merkt an: Es ist ganz klar, dass es die pharmazeutische Industrie ist, die in Pretoria verloren hat. Und zwar so deutlich, dass die Aktien einiger Großunternehmen sogar ein Nachspiel an der Börse erlebt haben. Von nun an werden nicht nur die Entwicklungsländer versuchen, an preisgünstige Medikamente zu gelangen. Zudem wird die Preispolitik für Medikamente auch in den westlichen Ländern überdacht werden müssen. In den USA hat dies bereits eine Konsumenten-Initiative angekündigt.

Der Züricher Tages-Anzeiger schreibt: So schmerzfrei, wie die Einigung auf den ersten Blick scheint, wird sie für beide Kontrahenten nicht sein. Zwar konnte die Pharmaindustrie durch ihr Einlenken einen irreparablen Imageschaden verhindern. Doch die Forderungen nach einer Revision des internationalen Patentrechtes sind nicht mehr zu überhören. Es ist anrüchig geworden, aus geistigem Eigentum weltweit Profite zu schöpfen. Empfindliche Gewinneinbußen werden die logische Folge sein – und zwar weltweit.