Ariel Scharons Intimfeinde

Die ehemalige Leibgarde Arafats soll Hauptverantwortliche für Angriffe gegen Israelis sein. Damit soll die Position des palästinensischen Präsidenten unterminiert werden

RAMALLAH taz ■ Mahmud Damra trägt eine Sonnenbrille und spricht mit verrauchter Stimme: „Wir erwarten jederzeit einen Angriff der israelischen Armee.“ Abu Awwad, wie er sich nennt, ist der Westjordanland-Kommandeur der „Force 17“, einer palästinensischen Einheit, von der die israelische Regierung glaubt, sie stecke hinter Angriffen auf ihre Soldaten. Seit Anfang des Monats werden Quartiere der Force 17 deshalb häufig bombardiert.

Premierminister Ariel Scharon hat einen Feldzug gegen die Force 17 begonnen: Eine „Elite-Einheit“ sei die Force 17, von Palästinenserchef Jassir Arafat höchstpersönlich geführt, als seine Leibgarde getarnt.

Zwar stimmt es, dass die Einheit 1973 im PLO-Exil im Libanon gegründet wurde, um Arafat vor Attentaten zu schützen. Auch einen Anschlag verübte sie: In Zypern ermordete ein Kommando 1985 drei Israelis. Doch heute geht die Force 17 im Dickicht der palästinensischen Sicherheitsdienste fast unter. 4.000 Kämpfer zählte sie einst, jetzt operieren etwa einige Hundert der 40.000 bewaffneten Palästinensern unter dem alten Namen. Offiziell wurde Force 17 mit dem Kairo-Abkommen 1995 aufgelöst. „Wir verteidigen jetzt Checkpoints an den Grenzen unserer autonomen Zonen“, sagt Abu Awwad.

„Höchstens zehn Mitglieder der Force 17 beteiligen sich an Aktionen gegen Israelis“, schätzt der palästinensische Politologe Saleh Abd al-Jawwad und folgert: „Die Israelis benutzen die Force 17 als Sündenbock. Die Armee will den Eindruck erwecken, sie kämpfe gegen einen ebenbürtigen Gegner.“ Und Präsidentensprecher Marwan Kanafani meint: „Die Position Arafats soll unterminiert werden.“

Doch Scharon gibt sich überzeugt: Mindestens acht getötete Israelis habe Mahmud Damra zu verantworten, einige weitere Gaza-Kommandant Feisal Abu Scharakh, alles auf Geheiß Arafats. Sechs Force-17-Mitglieder wurden deshalb bereits von der Armee liquidiert, Dutzende verwundet, etliche verhaftet. Ohne dass Beweise vorgelegt wurden. Hamas indessen blieb unbehelligt, obwohl für mindestens ebenso viele Tote verantworlich. YASSIN MUSHARBASH