Wälder im Weltraum

Stilbildende Öko-Science Fiction: „Silent Running“ läuft heute in der Originalfassung im Magazin  ■ Von Alexander Diehl

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts kreist eine Raumschiffflotte um den Saturn. An Bord, unter Glaskuppeln untergebracht: irdische Tiere und Pflanzen. Deren Heimatplanet ist nach einer nicht näher ausgeführten Katastrophe zerstört, und die Schiffe warten auf die Wiederansiedlung der Spezies. Bis dahin vertreiben sich Techniker und Piloten die Zeit hauptsächlich mit Gokartrennen durch die riesigen Lagerhallen.

Nicht so Freeman Lowell (Bruce Dern), Botaniker – und Außenseiter – auf der „Valley Forge“. Lowell kümmert sich voll Hingabe um seine Nadelbaumsetzlinge und ist aufrichtig besorgt um das Wohlergehen von Kaninchen, Falken und anderem Getier. Er züchtet Gemüse, während die restliche Besatzung die synthetische Nahrung aus der Bordküche vorzieht; er legt Beete an, die sie mit ihren schnellen Fahrzeugen überrollen. Und als eines Tages tatsächlich der Befehl kommt, freut sich einzig Lowell nicht über die Aussicht, zur Erde zurückzukehren. Denn jetzt soll die lebende Fracht ins All geschossen und vernichtet werden, damit die Schiffe wieder anderweitigem „commercial service“ zur Verfügung stehen.

Der Rest der Flotte beginnt mit der Umsetzung der Direktive, und auch Lowells Mitbesatzung geht mit Eifer ans Zerstörungswerk. So sieht sich der eigentlich harmoniebedürftige Kaftanträger zu drastischen Mitteln gezwungen, um wenigstens sein Gewächshaus zu retten: Er verweigert den Befehl, tötet die drei Besatzungsmitglieder und flieht mit der „Valley Forge“ ins Dunkel, in Richtung Saturn. Verbliebene Gehilfen sind drei Wartungsroboter – immerhin wie Donald Ducks Neffen Huey, Dewey und Louie geheißen –, denen er neben der Hege von Schösslingen auch Karten spielen beibringt.

Diese drei umherwackelnden Roboter, Vorbilder für etliche Sympathieträger der Genregeschichte, sind die markantestes Beispiel für die stilprägende Bedeutung von Silent Running von 1972 – immerhin das Regiedebüt von Douglas Trumbull, der kurz zuvor an den Oscar-ausgezeichneten Spezialeffekten in 2001 gearbeitet hatte. Der Film mutet in seiner hippiesken Darestellung von gut gegen böse inhaltlich naiv und dramaturgisch ein wenig langatmig an. Mit seiner Studioatmosphäre und unentschlossen zwischen Futurismus und schnöde abgefilmter zeitgenössischer Technologie changierender Ausstattung ist er weit entfernt etwa vom Charme des wenig später entstandenen Dark Star.

So manche eindrucksvolle Einstellung und so mancher technische Kniff allerdings ließ sich in den Folgejahren wiederfinden. Unter den für die Special Effects engagierten College-Studenten war immerhin auch John Dykstra, später verantwortlich für den Krieg der Sterne.

heute, 23 Uhr, Magazin