Jugoslawien gibt nicht so schnell klein bei

Bei den Parlamentswahlen in Montenegro siegt das Bündnis von Präsident Djukanović, es verfehlt aber die absolute Mehrheit. Damit wackelt das Referendum über eine Unabhängigkeit. EU gegen einseitigen Vortoß der Teilrepublik

PODGORICA dpa/rtr/taz ■ Montenegros Staatspräsident Milo Djukanović hat gewonnen und verloren. Zwar kam sein für eine staatliche Unabhängigkeit eintretendes Bündnis „Sieg für Montenegro“ bei den Parlamentswahlen vom Sonntag auf rund 42,05 Prozent der Stimmen und wird voraussichtlich 35 Mandate im 77-sitzigen Parlament erhalten. Damit ist Djukanović jedoch weit von einer absoluten Mehrheit entfernt. Diese ist nötig, um das von ihm angekündigte Referendum über die Unabhängigkeit Montenegros von Jugoslawien durchzuführen.

Der liberale Bund, ebenfalls Befürworter eines Unabhängigkeitsreferendums, erhielt 7,65 Prozent, lokale Albanerparteien bekamen 2,4 Prozent der Stimmen. Dagegen kann das proserbische Bündnis „Gemeinsam für Jugoslawien“ 40,67 Prozent der Stimmen verbuchen. Die Wahlbeteiligung lag bei 81 Prozent.

Djukanović, der sich jetzt einen Koalitionspartner suchen muss, gab sich optimistisch. „Es ist ein wichtiger Sieg für die Parteien, die die Eigenstaatlichkeit wollen“, sagte er, musste aber gleich zurückrudern. „Wir sind uns bewusst, dass wir uns der Vereinigung der politischen Kräfte versichern müssen, um unser Ziel zu erreichen.“ Belgrad demonstrierte Genugtuung. Djukanović könne jetzt vom Referendum „nicht mal träumen“, sagte Dragoljub Micunović, Präsident der Bürgerkammer des jugoslawischen Parlaments.

Der Außen- und Sicherheitsbeauftragte der EU, Javier Solana, sprach sich für den Verbleib „eines demokratischen Montenegro in einem demokratischen Jugoslawien“ aus. In Brüssel betonte er, die EU unterstütze dies voll und ganz. Sie lehne einen einseitigen Vorstoß Montenegros mit negativen Folgen für die Stabilität der Region ab. Auch Berlin begrüßte den friedlichen Verlauf der Wahlen. „Belgrad und Podgorica sind jetzt aufgefordert, unverzüglich ernsthafte Gespräche über die gemeinsame Zukunft zu beginnen“, sagte Außenminister Joschka Fischer. OE

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