Menschenrechts-Tribunal
: Alles sauber in Nigeria?

■ Politische Verfolgung vermutet

Hoher Besuch in Bremen-Huchting: Aus dem fernen Nigeria sind bekannte Menschrechtler eingetroffen. Eingeladen hat sie der Internationale Menschenrechtsverein Bremen (IMRV), der im Bürger- und Sozialzentrum ein Tribunal zur Lage der Menschenrechte in dem westafrikanischen Land veranstaltet. Hintergrund ist die Einschätzung des Auswärtigen Amtes, Nigeria sei nach Jahren der Militärdiktatur auf dem Wege der Demokratisierung und politische Verfolgung daher nicht mehr zu befürchten. Auf dieser Grundlage haben in letzter Zeit viele nigerianische Flüchtlinge in Deutschland Ausweisungsverfügungen erhalten.

Der Menschenrechtsverein hat Indizien dafür, dass die Lage im Land anders ist: Laut Viraj Mendis vom IMRV töteten Sicherheitskräfte im letzten Jahr über 800 Anhänger des „Odua People's Congress“ (OPC), der für einen unabhägigen Staat des Mehrheitsvolkes der Yoruba eintritt. Internationale Medien beschuldigen allerdings auch immer wieder den OPC, die ethnisch motivierte Gewalt in dem Vielvölkerstaat anzuheizen. In Bremen wird OPC-Präsident Frederick Fasheun, der selbst nicht zum militanten Flügel gehört, seine Sache vertreten. Der Arzt scheint in Nigeria ersthaft in Gefahr zu sein: Literaturnobelpreisträger Wole Soyinka hat die Regierung beschuldigt, Fasheun nach dem Leben zu trachten. Soyinka, im Londoner Exil Präsident der „United Democratic Front“, lässt sich in Bremen von seinem Generalsekretär Olusola Adeyeye aus den USA vertreten. Aus Nigeria selbst wird ein „Held“ der nigerianischen Demokratiebewegung erwartet: Beko Kuti, Vorsitzender der „Campaign for Democracy“, gegen dessen Inhaftierung unter Diktator Sani Abacha sich eine weltweite Protestbewegung gebildet hatte.

Nach der Opposition will der IMRV auch die nigerianische Botschaft und das Auswärtige Amt anhören. Am Schluss soll eine Jury nach Vorbild des Russell-Tribunals die Ergebnisse sichten und bewerten. jank

Heute: 13 bis 22.30 Uhr; Freitag: 10.30 bis 22.30; Samstag: 10.30 bis 17 Uhr, Bürger- und Sozialzentrum Huchting, Amersfoorter Straße 8