Ready for Take-off

Der erste zahlende Weltraumtourist ist natürlich ein amerikanischer Multimillionär

von ULRIKE KLODE

„Dennis hat uns alle entsetzt mit seiner Idee.“ Für Vorstandsmitglied Thomas Stevens passt es gar nicht ins Bild, dass der Gründer des Investment-Unternehmens Wilshire Associates als erster zahlender Tourist ins All fliegt. „Er ist überhaupt nicht der Abenteurertyp, der so was machen würde.“ Dabei war der Kalifornier Dennis Tito vom Weltraum fasziniert, seit er an einem frühen Abend im Jahr 1961 den ersten Satelliten über sich am Himmel blinken sah. Statt nur zu träumen, wie es jeder mal tut, machte der Sohn italienischer Einwanderer die Ausbildung zum Raumfahrtingenieur und fing an, bei der Nasa zu arbeiten.

Als ihm klar wurde, dass er so nie nach den Sternen greifen würde, verabschiedete er sich von der Raumfahrt. In der Finanzwelt war Dennis Tito erfolgreicher als bei der Nasa: Er gründete mit seiner damaligen Frau Suzanne eine eigene Investmentfirma und machte seine erste Million mit Ende 30.

Sein Unternehmen Wilshire Associates ist heute eins der größten in der Branche und hat dem als bescheiden beschriebenen Gründer noch viele weitere Millionen beschert. Das Vermögen des Sechzigjährigen wird auf 200 Millionen Dollar geschätzt – da sind 20 Millionen Dollar für das Ticket ins All ein Klacks.

Seinen Traum vom Weltraum hat der Vater dreier Kinder nie aus den Augen verloren. Bereits 1991 nahm er bei einem Besuch in Moskau Kontakt zur russischen Raumfahrtbehörde auf. Doch dann kam der Putsch gegen Gorbatschow. „Ich dachte, damit ist alles vorbei“, sagt er. 50 war er damals. „Ich fürchtete, ich würde nie wieder fit genug sein.“

Irgendwann ist Tito, der täglich joggt, über eine besondere Reiseagentur gestolpert: „Space Adventures“. Der Agenturgründer, Eric Anderson, überlegte sich mit ihm, dass in einer mit zwei Mann besetzten Sojus-Raumkapsel touristisches Potenzial stecken könnte: der dritte freie Platz, sozusagen als Touristensitz. Die Buchung der Reise zur „Mir“ bei den Russen war kein Problem. Als die Raumfahrtbehörde vergangenes Jahr entschied, die „Mir“ zu verschrotten, brach es Tito fast das Herz. Doch die Russen buchten ihn einfach um: von der „Mir“ in die internationale Raumfahrtstation ISS. Acht Monate hat Tito mit den russischen Kosmonauten verbracht und 900 Trainingsstunden absolviert. Der glatzköpfige Mann mit der 70-Kilo-Figur hat seinen Raumanzug bereits anprobiert – jetzt kann fast nichts mehr dazwischenkommen, zwischen ihn und das „ultimative aller Abenteuer“.