noch 249 tage bis zum euro
: taz-Serie über unser neues Geld. 4. Teil

Her mit den Münzen

Mit dem Wonnemonat Mai beginnt die heiße Phase der Euro-Einführung. Ab jetzt sollen wir Mark und Pfennig in Euro und Cent möglichst schnell „umtauschen“. Am 5. Mai startet die Kreditwirtschaft darum auf allen Kanälen eine fetzige Werbekampagne mit „Deutschlands beliebtestem Showmaster“ (O-Ton Bundesbank), nämlich Günther Jauch. Der wirbt demnächst millionenfach für den Umtausch der Millionen. Das Motto: „Her mit den Schlafmützen“. Und bis zum 27. Mai wird die Bevölkerung in Deutschland von Bundesbank und Bild gemeinsam aufgefordert, endlich ihre Bargeldbestände nicht mehr zu horten.

Derweil verspricht ein gehetzter Sprecher des privaten Bankenverbandes: „Die Vorbereitungen für die Einführung des Euro-Bargeldes laufen auf Hochtouren.“ Gleiche Töne erklingen aus Sparkassen und Genossenschaftsbanken. Am meisten Sorgen bereitet der erwartete Arbeitsaufwand. Wenn die 82 Millionen Bundesbürger bis auf den letzten Drücker warten, um ihre alten Münzen zu tauschen und auf ihre Konten einzuzahlen, gleichzeitig Milliarden neue Euroscheine unters Volk gebracht und alle Computer- und Buchhaltungssysteme umgeschaltet werden müssen, droht womöglich ein Zusammenbruch der Geldwirtschaft.

Eines der Ziele der Eurostrategen ist es daher, den erwarteten Andrang vor und nach dem Jahreswechsel 2001/2002 zu entzerren. Um die werte Kundschaft zu bewegen, D-Mark- und Pfennigmünzen aus Sparschweinen und Pfenniggläsern rechtzeitig auf ihre Konten einzuzahlen, startet die Bundesbank zusammen mit der gesamten Kreditwirtschaft eine so genannte Münzrückflussaktion. Für diesen Mai haben sich kleine und große Geldgiganten nun besonders auf die Annahme von D-Mark-Münzen vorbereitet. Diese werden dann auf ein Konto des Kunden gutgeschrieben und damit quasi in Euro gewechselt.

Insgesamt werden nach Schätzungen der Bundesbank 28,5 Milliarden alte D-Mark-Münzen mit einem Gewicht von 98.500 Tonnen zurücklaufen. Sie werden ersetzt durch 15,5 Milliarden neue Euro-Münzen. Leichter ist der Wechsel von 2,8 Milliarden alten D-Mark-Noten zu 2,5 Milliarden neuen Euro-Noten.

Von diesem Geld landet normalerweise der Großteil sowieso über kurz oder lang auf einem Bankkonto, so wenn wir einen Hunni aufs Sparbuch tragen oder wenn eine Geschäftsfrau ihre Tageskasse auf ein Girokonto einzahlt. Dieses ohnehin eingezahlte Bargeld wird nach und nach von den Banken einbehalten. Bis weit in das Jahr 2002 hinein wird allerdings ein kleiner Teil des alten Bargelds als aktives Zahlungsmittel genutzt werden, schon weil auch der Euro erst peu à peu in den ersten Januarwochen unters Volk gestreut wird, so lauten jedenfalls die bisherigen Pläne. Probleme könnte dagegen das – so der Fachausdruck – „gehortete Bargeld“ in Spartöpfen, unter Matratzen und in Schwarzgeldtresoren bereiten. Die Bundesbank schätzt, dass dieser Schatz etwa 40 Prozent des umlaufenden Geldvolumens ausmacht.

HERMANNUS PFEIFFER

Und nächsten Donnerstag: Wie wird sich der Eurokurs entwickeln?