Immer wieder Schmeicheleinheiten

■ Frank Pagelsdorf will Ingo Hertzsch gerne behalten und am Sonntag gegen Hansa Rostock gewinnen

Frank Pagelsdorf macht immer dickere Backen. Nachdem Bayer Leverkusen dem Trainer des Hamburger SV schon seinen Torhüter Jörg Butt ausgespannt hat, werfen die Rheinländer nun auch schon seit einiger Zeit ein Auge auf den Verteidiger Ingo Hertzsch. Der auch schon signalisiert hat, dass er zu Vertragsende im Sommer 2003 gerne wechseln will. Darüber darf sich der Coach nicht wundern: Schließlich traut er seinem ehemaligen Schützling schon seit einiger Zeit nicht mehr zu, der richtige Mann für die Defensive zu sein.

Da ist es nicht so verwunderlich im Fußballgeschäft, dass Manager wie Leverkusens Reiner Calmund um die vozeitige Vertragsauflösung buhlen. Auch wenn sie dabei Mittel einsetzen müssen, die nicht ganz astrein sind. Da wird dann über die Medien verbreitet, dass Hertzsch ein „interessanter Spieler“ sei. Oder Nationalcoach Rudi Völler – der bekanntlich ziemlich eng mit dem Pillenklub verbandelt ist – lobt den einfachen Nationalspieler über den grünen Klee und lädt ihn zum teutonischen Trainingslager ein, obwohl der Manndecker nicht einmal einen Stammplatz im Team des HSV hat. So kann man jemandem schön schmeicheln.

Und Pagelsdorf muss aufpassen, dass ihm nicht langsam die Spieler ausgehen. Zumal die Kicker auf der einen Seite dafür gesorgt haben, dass sie in der kommenden Spielzeit nicht mehr international spielen dürfen und daher gerne den Verein wechseln würden, während auf der anderen Seite die Leistungsträger des Teams wie eben Hertzsch oder Nico Kovac trotz ihrer zum Teil schwachen Leistungen umworben werden.

Gefehlt haben dem Trainer die Spieler aber schon während der Saison. Auch wenn Pagelsdorf anständigerweise diese Ausrede nicht gelten lässt: Der Vereinsarzt war beim HSV in dieser Saison fast gefragter als der Trainer. „Von den Leistungsträgern ist bisher nur Sergej Barbarez nicht wegen Verletzung ausgefallen“, bilanziert Sportchef Holger Hieronymus. Trainer Frank Pagelsdorf muss schon seit Wochen häufiger OP-Berichte und Blessuren kommentieren als die Leistungen seiner 31 Kaderspieler. „Wir zählen die Schäflein täglich und hoffen, dass kein weiterer auf die Verletztenliste kommt“, fürchtet sich Hieronymus. In der vergangenen Woche meldeten sich Erik Meijer mit doppeltem Bänder -und Martin Groth mit Muskelbündelriss bis zum Saisonende ab und gesellten sich zu Rodolfo Cardoso, Thomas Doll, Anthony Yeboah, Carsten Wehlmann und Marcel Ketelaer.

Alles Jammern nutzt dem HSV aber nun ohnehin nichts mehr. Das einzige was Hieronymus in dieser Saison noch will, ist am Sonntag (17.30 Uhr) „ein Sieg über Hansa Rostock – dann ist wenigstens Ruhe mit dem Abstiegsgerede“.