Die Nette vom Lande

Unideologisch und vorausschauend soll die neue Drogenpolitik der Bundesregierung werden

von RALPH WILDNER

Sympathisch wirkt sie. Jedem, der zur Pressekonferenz kommt und ein Expemplar des Drogenberichts haben will, schenkt sie ein Lächeln. Sie übersieht niemanden. Wie man permanente Aufmerksamkeit zeigt, hat Marion Caspers-Merk gelernt. Als Schülerin trat sie mit 17 in die SPD ein und biss sich durch auf dem harten Trampelpfad der Parteikarriere. Heute ist sie 47 und in Berlin angekommen, und da sind die höflichen Umgangsformen der Provinz mitunter ganz hilfreich.

Vor drei Monaten bat Gesundheitsministerin Ulla Schmidt die Parteifreundin aus Lörrach zu sich ins Ministerium. Der Posten der Drogenbeauftragten musste besetzt werden. Für Schmidt waren Caspers-Merks „politische Kompetenz, Loyalität und ihre Erfahrung bei der kommunalen Umsetzung von politischen Konzepten“ die Hauptgründe für die Berufung. Caspers-Merk ist nicht gleichzeitig parlamentarische Staatssekretärin. Von der Trennung der beiden Ämter verspricht sich Ministerin Schmidt eine „Stärkung der Position der Drogenbeauftragten“.

Das Hauptinteresse der Neuen gilt dem Drogenkonsum von Jugendlichen. Dabei ist sie pragmatisch genug, zwischen Konsum aus Neugier („Der interessiert mich nicht“) und den „zehn Prozent“ zu unterscheiden, die „später hängen bleiben“. Marion Caspers-Merk muss zugeben, noch keine fertigen Konzepte in der Tasche zu haben. Sie kennt aber die vielfältigen Modelle, etwa den liberalen Ansatz in der Schweiz oder die gegenläufige Variante in Schweden.

Caspers-Merk „kennt“ die „Drogenproblematik“ aus ihrem Wahlkreis Lörrach. Wie in jedem anderen Grenzbezirk kommt die Ware dort zuerst auf den Markt. Sie weiß auch, dass mit den üblichen Arten, über Drogen aufzuklären und auf Therapieangebote aufmerksam zu machen, Jugendliche kaum erreicht werden. Deswegen ist eines ihrer vordringlichen Projekte ein neuer Internetauftritt, um an die Web-Generation heranzukommen.

Internet zählt zu ihren „Bausteinen für moderne Prävention“. Wie auch der, dass man frühzeitiger auf die Gefahren psychoaktiver Medikamente wie Ecstasy aufmerksam machen müsse. Und nicht zu vergessen das „Apfelsaftgesetz“, das in Lokalen garantieren soll, dass Bier nicht mehr das billigste Getränk im Angebot ist. Aber auch da bleibt Caspers-Merks ganz pragmatisch: „Gesetze machen ist das eine, die gesellschaftliche Realität das andere“. Für eines will sie in jedem Fall stehen: Für eine „unideologische Weiterentwicklung der Drogenpolitik“.