Eine Einstimmung für Revoluzzer

Walpurgisnacht 2001: Die „Pop-Antifa!“ gibt eine Party im Pfefferberg, „Reclaim the streets“-Aktivisten wollen tanzend die Straße erobern, und in Prenzlauer Berg und Friedrichshain steigen in der Nacht vor dem 1. Mai „spontane“ Feierlichkeiten

von DANIEL FERSCH

Alle reden vom 1. Mai. Dabei gehen die Maifeierlichkeiten schon einen Tag früher los. Walpurgisnacht nennt sich der Brauch, bei dem mit Maifeuern symbolisch der Winter ausgetrieben wird. An den spontanen nächtlichen Maifeiern, die vor allem in Prenzlauer Berg beinahe schon Tradition sind, scheiden sich die Geister. 1995 und 1996 führte die Walpurgisnacht am Kollwitzplatz zu gewaltsamen Ausschreitungen und Kämpfen mit der Polizei. In den darauf folgenden Jahren wurde der Platz dann von der weiträumig abgesperrt, worauf sich das unorganisierte Hexenfest in den Mauerpark verlagerte.

Ob die Polzei auch dieses Jahr gegen unangemeldete Veranstaltungen vorgehen wird, war gestern nicht in Erfahrung zu bringen. „Spontane“ Walpurgisfeiern sind für den Volkspark Friedrichshain (ab 20 Uhr) und für den Boxhagener Platz in Friedrichshain angekündigt. Letztes Jahr hatten die „Freunde und Helfer“ im Rahmen des „AHA!“-Konzepts (Aufmerksamkeit, Hilfe, Appell) im Mauerpark zum ersten Mal selbst ein Maifest veranstaltet. Heute soll ein Fußballturnier für Mannschaften aus Jugendclubs (ab 13.30 Uhr im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark) zur Deeskalation beitragen.

Ansonsten steht der Tag in Prenzlauer Berg im Zeichen der Familienfreundlichkeit. Im Mauerpark veranstaltet der Turnerbund ab 16 Uhr ein Kinderfest. Die etwas ältere Jugend kann auf dem Kollwitzplatz bereits ab 15 Uhr in den Mai tanzen. Auf drei Bühnen treten hier Nachwuchsbands von Ska bis HipHop auf. Die Masse der dort versammelten Jugendlichen wollen auch „Reclaim the streets“-Aktivisten nutzen. Sie haben den Platz für 18 Uhr als Treffpunkt auserkoren, an dem der bis dahin unbekannte Ort ihrer spontanen Straßenparty bekannt gegeben wird.

In den Mai getanzt wird auch woanders. Die passende Einstimmung auf den Feiertag findet für alle Mairevolutionäre ab 21 Uhr im Pfefferberg (Schönhauser Allee) statt. Dort wird unter dem Motto „Pop-Antifa!“ zur Soliparty geladen. Angekündigt sind Auftritte von Surrogat und dem notorischen Technorevoluzzer Alec Empire. „Voll die Party“, kündigt dagegen die DGB-Jugend an, die den Platz vor dem Roten Rathaus „für eine Nacht zum Dancefloor“ machen will. Für zwei Mark Eintritt darf die Jugend der Hauptstadt ab 20 Uhr bei „Musik von Kult bis Techno“ „gegen Dummheit, Hass und Gewalt“ antanzen.