Solo für Bertelsmann

Kartellämter vereiteln EMI-Übernahme: Fusion hätte Bertelsmann zum weltgrößten Musikkonzern gemacht

BERLIN taz ■ Bertelsmann und EMI geben ihren Fusionsplan auf. Dies erklärten die beiden Konzerne gestern lapidar in kurzen Presseerklärungen. Damit scheitert der zweite Versuch eines Konzerns, sich EMI einzuverleiben. Die europäischen und amerikanischen Kartellwächter hatten bereits AOL Time Warner untersagt, EMI zu schlucken. Und Bertelsmann ist weiter glücklos bei seinen Versuchen, in zukunftsfähigen Branchen lukrative Fusionen zu schmieden. Vor zwei Jahren war die Pay-TV-Fusion mit Kirch geplatzt.

EMI und Bertelsmann hatten fünf Monate über die Details einer Fusion mit den Kartellwächtern konferiert, um den offiziellen Genehmigungsantrag vorzubereiten. Bereits in den Vorgesprächen bestanden die Kartellbehörden auf großen Einschnitten, um den Wettbewerb zu erhalten. Unter anderem verlangten sie von EMI, sich vom Plattenlabel Virgin zu trennen – wozu EMI widerum nicht bereit war. Am Ende, so hieß es aus beiden Plattenfirmen, wäre die Summe der Unternehmen weniger wert gewesen als die einzelnen Teile. Derzeit teilen sich fünf Plattenkonzerne den Weltmarkt auf: Universal Music (Marktanteil: 21 Prozent), Sony Music (18 Prozent), EMI (13 Prozent), Bertelsmanns BMG (12,5 Prozent) und Warner Music (11 Prozent).

Eines aber haben die Gespräche doch gebracht: In den fünf Monaten ihrer Annäherung verabschiedeten EMI und Bertelsmann eine Kooperation, gründeten mit AOL Time Warner die Musik-Internetplattform MusicNet und kauften dazu die populäre Musiktauschbörse Napster. Universal und Sony gründen als Antwort derzeit mit Yahoo die Internetplattform Duet. Das Internet gilt in der Musikbranche als der Vertriebsweg der Zukunft. Ob das so eintrifft, muss sich erst noch zeigen. Wenn ja, zeichnen sich – Fusion hin, Fusion her – bereits zwei statt fünf Blöcke im Musikgeschäft ab. URB