Fundgrube
: Wexelstube

Portugal ist ein schönes Land. Die Zitronenblüte hängt dort wie warmer Schnee von den Bäumen. In der Luft liegt der Gesang von Kanarienvögeln. Und die Hunde auf der Straße sind herrenlos struppig. Obendrein schmeckt der portugiesische Wein angenehm schwer, die Männer tragen schwarzes Haar, die Kuchen enthalten Vanillecreme – kurzum, man kann es niemandem verdenken, nach Portugal zu fahren und niemals wiederzukehren.

Wenige finden allerdings doch zurück. Manche besonders sensiblen Menschen bringen ihr privates Portugal sogar gleich mit ins kalte Berlin. So entstehen die portugiesischen Weinläden. Viele dieser Geschäfte müssen indes nach wenigen traurigen Monaten wieder schließen, denn das Klima hier ist kalt und die Menschen trinken lieber billiges Bier aus Dosen. Dementsprechend schlecht sind die Berliner Bankfilialen auf Existenzgründer zu sprechen, die ihr Glück im portugiesischen Warensortiment suchen. Ihre Kredite geben sie lieber anderen.

Arne Mühlhausen hat auch kein Darlehen erhalten. Nicht nur, weil er portugiesisches Porzellan verkaufen wollte. Sondern auch weil er sein Unternehmen in der Bahnhofsgegend der Station Ostkreuz eröffnen mochte. Das ist das einkommensschwächste Viertel von Friedrichshain. Seit der Wende hat hier noch fast jeder Laden, der neu auf gemacht hat, die Zahlungsunfähigkeit angemeldet.

Aber seit letztem Sommer nimmt Arne Mühlhausen hier trotzdem Geld ein. Denn seine Suppenterrinen, Saucieren und Schnapsgläser sind zwar elegant, aber billig. Selbst Geringverdiener können sich das schlicht geschwungene Geschirr leisten. Und insgesamt nimmt sich das Design der Gegenstände hübsch modern unmodern nach 70er-Jahre-Apartment aus. Durstige Kunden können außerdem an einer schmalen Theke für eine Mark fünfzig eine Flasche portugiesischer Limonade bestellen. Das ist ein bisschen wie an einem Ferienkiosk.

Die Waren des kleinen „Wexelstube“-Ladens liefern einen angenehm farbigen Hintergrund. Mein Begleiter hat sich eine grüne Vase gekauft. Wenige Minuten später rutschte sie ihm jedoch aus der Hand. Das wohlgeformte Behältnis zerbrach auf der Boxhagener Straße leider in große schwere Scherben.

KIRSTEN KÜPPERS

Wexelstube, Boxhagener Straße 75, 10245 Berlin

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