Spielcourage und Bürger-Mut

■ Am Schönheitspreis schrammte der FC St. Pauli auch in Aachen knapp vorbei. Das 1:0 reicht für Aufstiegsplatz

Wandel durch Globalisierung? Neue Unübersichtlichkeit? Ach was: Wenn auf der Pressetribüne die St. Pauli-Fans als „asozial bis in die Haarspitzen“ bezeichnet werden und die Heim-Anhänger statt „Alemannia“ lieber „Asylanten“ schreien, weiß man zuverlässig: Hier muss Aachen sein.

Was man bisher nicht wusste ist, dass „die fruchtige Stadt“ (Zentis-Werbung) auch ein sportlich gutes Pflaster für den FC St. Pauli sein kann. Ein frühes Tor von Henning Bürger (10.) reichte den Braun-Weißen zu einem wichtigen 1:0-Sieg im Aufstiegskampf. „Der Schuss ist von Thomas Meggle noch abgefälscht worden, war daher auch schwer zu halten“, schilderte Bürger seinen ersten Saisontreffer per linker Klebe ins rechte Eck wenig euphorisch.

Engagierter und weniger verkrampft als zuletzt in Mainz waren die Hamburger in Aachen zu Werke gegangen. Dabei profitierte der Tabellendritte allerdings deutlich vom Ausfall des Alemannia-Topsturms Diane und Xie Hui. Gegen die harmlosen Aachener Ersatz-Spitzen Lämmermann und Bayock konnte St. Pauli sich lange weit zurückziehen. Die schon in Mainz zu beobachtenden Mängel im Spielaufbau führten gleichsam dazu, dass der FC erst nach dem Wechsel zu einigen Konterchancen kam.

Rath (47.) traf die Latte, Meggle (69.) verzog, Bürger (83.) wurde bei einem Alleingang von Landgraf vor dem Strafraum notgebremst, ohne dass Schiedsrichter Albrecht die Rote Karte zog. Mit etwas Glück überstand St. Pauli schließlich die hektischen Schlussminuten.

„In dieser Saisonphase gibt es keinen Schönheitspreis zu gewinnen“, befand FC-Trainer Dietmar Demuth, „da geht es nur um nackte Punkte.“ Sein Gegenüber Eugen Hach, in Fan-Kreisen zuletzt umstritten, stellte dagegen in einer Mischung aus Eigensinn und Eigenwerbung fest, „das beste Heimspiel in 2001“ gesehen zu haben. Tatsächlich? Ach, Aachen, bleib bei deinen Konfitüren.

Folke Havekost