Ein großer Schluck Schwermetall

■ Viele Hamburger trinken bleihaltiges Leitungswasser. Studie der Gesundheitsbehörde testet Vorsichtsmaßnahmen

Wer Trinkwasser aus Bleileitungen trinkt, bekommt sehr wahrscheinlich einen erhöhten Bleigehalt im Blut. Durch Vorsichtsmaßnahmen lässt sich diese Gefahr aber mindern. Das sind die wesentlichen Ergebnisse einer Studie der Behörde für Gesundheit (BAGS), die nun vorgestellt wurde.

Blei wurde in Hamburg bis etwa 1970 als Material für Wasserleitungen verwendet. Schätzungen zufolge haben heute noch 100.000 bis 120.000 Wohnungen Bleirohre. Nach früheren Untersuchungen trinken 30 Prozent aller Hamburger Haushalte Leitungswasser, dessen Bleigehalt den gesetzlichen Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Liter überschreitet. Chronische Aufnahme des Schwermetalls steht im Verdacht, das Nerven- und Blutbildungssystem zu stören oder hohen Blutdruck zu bewirken. Das Tückische: Für diese Wirkungen konnte keine eindeutige Schwellenkonzentration gefunden werden – das heißt, schon kleinste Mengen können schädlich sein. Besonders gefährlich ist Blei für ungeborene Babies und Säuglinge.

Deshalb wurden für die BAGS-Studie auch potentielle zukünftige Mütter, also Frauen zwischen 20 und 30, ausgewählt. Alle wohnen in Eimsbüttel, einem Stadtteil mit vielen Altbauten. In einem ersten Schritt wurde festgestellt, dass zwischen einem erhöhten Bleigehalt im Trinkwasser und im Blut der Probandinnen ein signifikanter Zusammenhang besteht (taz hamburg berichtete). Im zweiten Schritt sollte dann untersucht werden, ob der Blutbleigehalt sinkt, wenn weniger Blei getrunken wird. Dazu sollten die Probandinnen entweder das Wasser vor der Entnahme einige Minuten ablaufen lassen (Blei „mindern“), oder sie bekamen von der BAGS stilles Wasser in Flaschen gestellt (Blei „meiden“). Ergebnis: Der mittlere Blutbleigehalt beider Gruppen sank um ein Drittel, in der „Meiden“-Gruppe stärker als in der „Mindern“-Gruppe.

Durch diese Maßnahmen lässt sich also die Bleiaufnahme verringern beziehungsweise vermeiden. Allerdings meinte knapp jede dritte Probandin, dass es auf Dauer nicht praktikabel sei, das Leitungswasser immer ablaufen zu lassen oder Mineralwasser zu kaufen. Das Problem lösen könnte nur ein Austausch der Bleileitungen. Den aber muss der Vermieter veranlassen und bezahlen. Die Stadt gibt 20 Prozent dazu. Ewig haben die Vermieter nicht Zeit: Ab 2013 erlaubt die neue EU-Trinkwasserrichtlinie statt 40 nur noch 10 Mikrogramm Blei im Wasser. Heike Dierbach

Ein Trinkwassertest kostet bei den Wasserwerken ab 40 Mark. Für Schwangere und Haushalte mit einem Kind unter einem Jahr ist er kostenlos. Info Tel.: 78 880