Durchwohnen am Stadtpark

Am ehemaligen Güterbahnhof in Barmbek soll ein neues Quartier entstehen  ■ Von Heike Dierbach

Das Gelände hat zwei große Vorteile: Es liegt direkt am Stadtpark und am Wasser – in Form des Barmbeker Stichkanals. Die Nachteile heißen links Saarlandstraße und rechts S-Bahn-Gleis, will heißen: Lärm. Diese Aspekte am besten berücksichtigt hat der Entwurf von Professor Carsten Lorenzen und Peter Brecht: Die beiden Kopenhagener haben der Architekten-Wettbewerb für die Bebauung des ehemaligen Güterbahnhofes Barmbek gewonnen. Ab Ende 2003 sollen hier 500 neue Wohnungen und Gewerberäume entstehen.

Das 94.000 Quadratmeter große Gelände östlich vom Stadtpark gehört zu zwei Dritteln der Deutschen Bahn Immobiliengesellschaft (DBImm) und zu einem Drittel der Stadt. Bisher logiert im südlichen Teil die Firma Raffay, das nördliche Ende beackern 44 Kleingärtner. Dazwischen liegt viel Fläche brach oder dient als Parkplatz. Für die Planung eines „hochwertigen, attraktiven Quartiers“ hatte die DBImm zusammen mit der Stadtentwicklungsbehörde den Wettbewerb ausgelobt.

Der Siegerentwurf sieht zehn „Höfe“ vor, um die sich viergeschossige Mehrfamilien- und Reihenhäuser gruppieren – letztere mit eigenem Garten. Die Hälfte der 60 mal 60 Meter großen Blocks hat „grüne“, die andere „Steinhöfe“. Der Zugang zum Barmbeker Stichkanal bleibt frei, hier soll eine Promenade mit „kleinen Attraktionen“ entstehen, wie Plateaus über dem Wasser. Zentrum des Quartiers wird der „Platz am Wasser“, eine Art Marktplatz mit Läden und einer Bibliothek. „Lorenzen ist es gelungen, dem langen, schmalen Baugebiet eine interessante Identität zu geben“, sagt Oberbaudirektor Jörn Walter.

Wohnen und Arbeiten sollen in dem Quartier „verträglich aufeinander abgestimmt werden“ – das Gewerbe kommt vorrangig an die laute Bahnstrecke, die Wohnungen an den schönen Kanal. Hier soll man „durchwohnen“ können, das heißt einen von der Kanal- zur Hofseite durchgehenden Blick haben. Außerdem gibt es Penthouses mit Dachterrasse und Lofts. „Vornehmlich Familien mit Kindern, aber auch Singles“ sollen in dem neuen Quartier in Miet- und Eigentumswohnungen leben.

Was die Adresse kosten wird, ist noch völlig offen. Die DBImm und die Stadt wollen nicht selbst bauen, sondern die Fläche an Investoren verkaufen. Dabei hätte die Stadt für ihr Drittel die Möglichkeit, Sozialwohnungen durchzusetzen. Ob sie diese nutzt, ist nach Aussage des Baudezernenten im Bezirk Nord, Henning Bieger, noch nicht diskutiert worden.

Bevor 2003 mit dem Bau begonnen werden kann, muss noch Raffay von der Kanal- an die Bahnseite umziehen. Die Firma plant ohnehin einen Neubau. Für die 44 Kleingärtner, die noch nichts von ihrem Glück wissen, sollen in der Umgebung neue Flächen gefunden werden.