SPD, nassforsch

■ Runde und Scherf – zwei Bürgermeister ganz im Sinne der Hafenwirtschaft

Bremens Bürgermeister Henning Scherf (SPD) hat zwei Feindbilder. Das eine ist der Hongkongchinese, das andere der Nordstaat. Um beide mit einem Schlag zu bekämpfen, müssen Bremen und Hamburg zusammenhalten. Damit ist ungefähr zusammengefasst, was Scherf gestern vormittag den Hamburger Kaufleuten und Reedern am Überseetag erzählte. Da auch Hamburgs Partei- und Amtskollege Ortwin Runde zuvor die Konkurrenz zwischen den beiden Hafenstädten für beendet erklärt hatte, steht demnächst die große Nordseeküstenallianz ins Haus.

Den Nordstaat, ernsthaft seit Jahren nicht mehr diskutiert, hatte der Vorsitzende des Übersee-Clubs, Peter von Foerster, in seiner Begrüßung massiv verlangt. „Der richtige Weg in die Zukunft liegt in einem einheitlichen nördlichen Bundesland.“

Mit solchen Sätzen beißt man bei Scherf auf Granit. Und er weiß auch, mit welchem Argument man die Hamburger Kaufleute auf seine Seite ziehen kann: „Stellen Sie sich vor, zum Zentrum eines solchen Nordstaates würde Hannover erklärt – dann möchte ich Sie mal sehen.“ Denn Hannover: Das ist ja für die Hamburger Hafenwirtschaft fast so schlimm wie Hongkong. In Hannover sitzt der Ministerpräsident, der Wilhelmshaven zum Standort für den neuen Tiefwasserhafen an der Küste gemacht hat – zur Freude Bremens und zum Zähneknirschen Hamburgs.

Scherf ist viel stärker als Runde denn auch glühender Anhänger des Tiefwasserhafenprojektes. Für ihn ist völlig klar, dass der Hafen gebraucht wird, weil der Tiefgang der künftig gebauten Containerschiffe ein Anlaufen von Flusshäfen nicht mehr möglich macht. Und wenn dann kein Tiefwasserhafen da ist, dann schickt der Hongkongchinese seine Schiffe nicht mehr an die deutsche Küste, sondern womöglich gar ins verhasste Rotterdam.

Genauso offensiv geht Scherf auch mit dem Thema Flussvertiefung um. Die Weser wird ausgebaggert – da macht sich der Bremer gar keinen Kopf, während der wahlkämpfende Runde auch hier der vorsichtigere Vertreter ist. Wenn der Hamburger Bürgermeister sagt, „eine weitere Elbvertiefung darf kein Tabu-Thema sein“, dann hört sich das allerdings auch schon etwas unverblümter an als bisher. Peter Ahrens