Kapitalistischer Warlord

Liberias Präsident Charles Taylor ist wegen Handels mit „Blutdiamanten“ im Kreuzfeuer der UNO

von DOMINIC JOHNSON

Charles Taylor, der jetzt mit UN-Sanktionen belegte Präsident des westafrikanischen Liberia, ist eines der schillerndsten Staatsoberhäupter der Welt. Die Karriere des heute 53-Jährigen begann als Staatsbeamter, dann war er flüchtiger Straftäter, Guerillaführer und wurde schließlich zum gewählten Präsidenten. Heute halten ihn Großbritannien und die USA für den übelsten Warlord Westafrikas und betreiben seinen Sturz.

Als „Gucci-Guerillero“ bezeichneten ihn Medien, als er Ende 1989 als mondän auftretender Führer einer Buschkämpfertruppe den Kampf gegen Liberias damaligen Präsidenten Samuel Doe aufnahm. Wegen Unterschlagung von 900.000 Dollar war Taylor 1984 als Leiter der staatlichen Beschaffungsbehörde von Doe abgesetzt worden und entzog sich dem Gefängnis durch Flucht in die USA, Heimatland seines Vaters. Fünf Jahre später sicherte er sich die Unterstützung der frankophonen Länder Elfenbeinküste und Burkina Faso sowie Libyens für die Eroberung seines Heimatlandes. Nur eine Militärintervention der anglophonen Länder Westafrikas, geführt von Nigeria, hinderte Taylor im August 1990 an der Machtergreifung. Über sechs Jahre bekämpfte Taylor danach die wechselnden Marionettenregime der nigerianisch geführten Eingreiftruppe Ecomog in Liberias Hauptstadt Monrovia. Er finanzierte den Krieg mit illegalen Mineralien- und Tropenholzexporten, was damals niemanden aufregte, da Nigerias Generäle genauso vorgingen. Aber Nigerias siebenjähriger Krieg gegen Taylor, der 150.000 der knapp drei Millionen Liberianer das Leben kostete, war vergeblich: Der Warlord gewann Liberias erste freie Wahlen am 19. Juli 1997.

Dass der neue Präsident kurz zuvor eine hohe Angestellte der liberianischen Zentralbank namens Jewel geheiratet hatte, mag ihm die Machtübernahme erleichtert haben. Taylor fand bei seinem Amtsantritt genau 17.000 Dollar in der Staatskasse vor, aber keinen Monat später kaufte er sich ein Flugzeug für fünf Millionen Dollar. Er selbst nennt sich „Kapitalist und stolz darauf“.

Taylors Politik, ob als Warlord oder als Präsident, besteht in Marktwirtschaft in solcher Reinstform, dass selbst Amerikaner und Briten das nicht ertragen. Denn der von ihm tolerierte Rohstoffhandel ohne moralische Grenzen schließt Diamanten aus dem Nachbarstaat Sierra Leone ein. Das hilft dortigen Rebellen, die gegen eine UN-Blauhelmtruppe kämpfen. Dies hat ihm die jüngsten Strafmaßnahmen der UNO eingebracht.